Leider geht die Verhandlung nicht mit den Angestellten, sondern ich soll auf den Chef warten. Als der aber nicht kommt möchte ich dann doch mal langsam gehen, als ich schon zähneknirschend zahlen will, ruft eine Angestellte den Chef noch am Handy an. Er geht ohne grosse Verhandlung recht schnell auf 40000 GF runter, das passt also prima, scheint also der Normalpreis zu sein.
So geht es nach einigen Besorgungen aus der Stadt raus nach Norden. Heute blässt mir erwartungsgemäss ein stärkerer Gegenwind entgegen, das ist der gleiche Wind der mich auch von Marokko bis nach Senegal hinuntergepustet hat. Dennoch komme ich heute ganz gut vorwärts, auch weil recht viele andere Radler unterwegs sind, mit denen oder gegen die man fahren kann. Nach gut 50 km wird dann der Niger erreicht und überbrückt. Hier ist recht viel los, alle sind am Wäsche waschen. Die Strecke entlang des Nigers ist dann auch recht nett zu fahren, da viel Grünes herumsteht und man den Leuten gut die bei der Feldarbeit zuschauen kann.
Mein Etappenziel nach 130 km, Siguiri, erreiche ich noch deutlich vor dem Dunkel werden und finde auch gleich das im LP empfohlene Hotel. Leider, wie sich herausstellt. Neben dem Hotel Tamtam hätte ich durchaus noch hübschere Hotels gefunden, die wohl neu sind und daher noch nicht im Reiseführer beschrieben waren. Dafür kann ich ein Zimmer für 40000 GF nehmen, das hat allerdings noch nicht mal ein Moskitonetz, so dass meines mal wieder zum Einsatz kommt. Im LP ist beschrieben, dass man im Hotel gut essen kann, die Preise sind allerdings gesalzen und so leiste ich mir für 24000 GF mein teuerstes Essen in Guinea, Steak mit Pommes. Etwas müde nach der ordentlichen Etappe lege ich mich ins Bett.
Am nächsten Morgen dann das böse Erwachen, ich fühle mich irgendwie sehr schlecht, Gliederschmerzen überall und ein Magen der am Rebellieren ist. Ein übler Geruch von faulen Eiern steigt aus der Magengrube auf. Ich bleibe noch etwas liegen und entscheide recht schnell für mich, dass ich die Piste entlang des Nigers knicken kann. Diese wollte ich statt der Teerstrasse eigentlich nehmen, aber bei den Gliederschmerzen dürfte jede Unebenheit ungut sein.
Ich setze mir als Tagesziel zumindest über die Grenze zu kommen, das sind so ca. 80 km. Also auf in den sicheren Mali. Das ist heute ein ganz zäher Tag. Nach den Besorgungen in Siguiri und einem Tausch der GF in CFA geht es los, mit minimalem Kraftaufwand, irgendwie bin ich heute wohl nur auf 20 %. Schon nach 6 km gibt es die erste Pause und ich lege mich in den Strassengraben. Mit der Zeit kann ich die Abstände zwischen den Liegepausen aber etwas ausdehnen, trotzdem gehen die Kilometer heute nur sehr langsam vorüber. Ich hangle mich von Strich zu Strich der Strassenbegrenzung. Zum Glück ist heute eh fast nichts zu sehen, es bläst ein ordentlicher Gegenwind und der Harmattan lässt fast keine Sicht zu (visibilite nul). Jetzt weiss ich auch warum der Reiseführer vom Besuch der Gegenden (Mauretanien, Mali etc) in den Monaten ab Januar abrät, es ist alles milchig und man sieht nicht viel weiter als 500 m, landschaftlich also wenig lohnend.
Irgendwie geht der Tag aber doch vorüber und ich komme endlich nach Kouremalé, der Grenzstadt. Am Ortseingang ist eine Polizeisperre, dort werde ich nach meinem Pass gefragt. Nachdem der Polizist die Daten abgeschreiben hat gibt es einen Stempel in den Pass. Ich wundere mich und frage ob das schon der Ausreisestempel sei und bekome ein Ja als Antwort. Nanu das ging aber schnell. Jetzt geht es durch den eigentlichen Ort in Guinea, dann kommt die Grenze und der malische Teil der Stadt. Erst danach ist dann auch die Grenzabfertigung. Auch diese geht relativ unkompliziert, der Beamte muss zwar ein extra Fiche ausfuellen aber bei mir wird noch nicht einmal der Versuch gemacht Geld zu verlangen. Das ist wirklich erstaunlich, da der Mali für Bestechung ja bekannt ist. Zudem haben eigentlich alle Afrikaner, denen ich gerade zugeschaut habe einen Betrag abgedrückt. Meist meckern die Beamten wegen des Impfpasses, der von mir noch nicht einmal verlangt wird.
Ich fahre danach nur noch ein wenig weiter um nicht zu sehr in Grenznähe zu übernachten. Bei dem Dorf Komakara schaue ich mal in die Karte und sehe, dass wohl die naechsten 20 km nicht viel Ort kommen wird. Da es schon 18.00 ist, frage ich ein paar Leute am Ortsrand wie es denn mit einer Übernachtung aussähe. Nachdem noch der Gemeindesekretaer herbeigezogen wurde wird mir ein Platz im Touristencamp angeboten. Das ist mal wieder eine Überaschung, dass so ein Ort so etwas hat. Das Camp ist als solches auch nicht angeschrieben. Da es erst im letzten Jahr gebaut wurde, ist das Zimmer sehr sauber und die spartanische Einrichtung neu. Man kann sagen es ist die sauberste Unterkunft meiner Reise. Die 1000 CFA die dafür verlangt werden, bin ich gerne bereit zu zahlen.
Eigentlich wollte ich mir am Abend eine Bouillon und einen Tee machen um meinen Magen der immer noch üble Gerueche von sich gibt, zu beruhigen. Aber obwohl ich den Tag nichts gegessen habe und auch nur wenig getrunken habe, schlafe ich vor einer Kocheraktion ein. Die 12 Stunden Schlaf tun mir sehr gut, so dass ich am nächsten Morgen nach einem Topf Tee, zwar etwas schwach, aber ohne Gliederschmerzen losfahren kann. Das Ziel heute ist auch das Ende der Radtour, Bamako. Da ich zwar noch knapp 5 Tage dort habe, will ich von dort aus nicht noch eine grössere Tour machen um nicht beim Rucktransport nach Bamako den Flieger zu verpassen.
Im Gegensatz zum Vortag ist heute eine recht gute Sicht, das vermindert zwar den Gegenwind nicht, aber macht das Radeln doch kurzweiliger, da die Landschaft heute wirklich grossartig wird.
Danke EU, für die erstklassige Teerstrasse hier, vielleicht könnt ihr in der Schweiz auch mal was sponsorn? Der Winter ist hart.
Die Strecke ist zunächst leicht wellig bis dann zum ersten Mal beim Ort Tabou auch schöne Felsformationen auftauchen. Die Mandingueberge sind in der Tat sehr hübsch, teilweise mit eindrucksvollen Felsnadeln und auch die Vegetation mit vielen Bäumen sorgt für Abwechslung. In Sibi dem Hauptort hier ist gerade Markt und daher unglaublich viel los. Hier gibt es auch zum ersten Mal einen richtigen Touriflash. Das will nicht heissen, dass hier wahnsinnig viele Touristen sind, aber die paar Autos mit ihnen die hin und wieder zu sehen sind lassen mich erst bemerken wie anders Guinea war, wo ich nur 2 Touristen getroffen habe.
Der Tacho ist auf 6000 gesprungen, das darf festgehalten werden (die erste Etappe hat er allerdings noch nicht funktioniert, weil nicht drangebaut)
Die Strecke bis Bamako schaffe ich heute mit Flüssignahrung, alle 20 km gibt es eine kleine Coke. Bamako ist dann auch schneller da, als ich dachte. Aber das ist ja immer so, da die km-Steine sich nicht immer auf den Ortsrand beziehen. Es dauert daher noch eine Weile bis ich in Zentrumsnähe komme. Die Strasse ist nun deutlich mühsamer, da viele Bodenwellen und Schlaglöcher vorkommen und auch der Verkehr erfordert ein recht aufmerksames Fahren. Doch irgendwie schaffe ich es zur neuen Nigerbrücke und bin dann am anderen Flussufer. Im Internet habe ich in einem Forum als Übernachtungstip die Herberge Djamilla bekommen und mir die Koordinaten notiert. Ohne weitere Details fahre ich daher nach der Brückenüberquerung nach dem GPS. Nach einigen Abzweigungen befinde ich mich schon recht nah. Das Viertel ist allerdings etwas unübersichtlich und sehr kleingliedrig. Daher frage ich schon mal nach wo die Herberge ist. Der Gefragte will allerdings zwei Euro für das Führen haben, weil es sei ja noch "un peu loin" zur Herberge sei. Nanu, habe ich die falschen Koordinaten, nach einem Blick ins GPS entgegne ich, dass 80 m nicht sehr weit seien und fahre einfach ein paar Ecken weiter. Immer noch kein Schild für die Herberge. Aber ich muss jetzt auf unter 20 m dran sein, daher frage ich nochmal, auf welcher Strassenseite die Herberge ist, ich stehe nun nämlich tatsächlich schon davor. Niko, der mit Fanny die Herberge betreibt führt mich schnell durch die Herberge und ich schlage mein Zelt auf dem Dach auf. Dann gibt es die erste warme Dusche seit ich weiss gar nicht mehr seit wann (seit zu Hause?). In der Herberge sind natürlich viele andere Reisende und so vergeht der erste Abend recht schnell. Ich schliesse mich noch einer Schweizer Runde für das Abendessen an und komme erst nach Mitternacht zum schlafen.
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