Nach einer angenehmen Abfahrt frage ich mich in Seredou zum Forstzentrum durch, es soll besetzt sein. Leider besteht die Besetzung nur aus den Wächtern, die mir sagen, dass ich mit Nzerekoré (der Provinzhauptstadt, in der die Forstverwaltung sitzt) Kontakt aufnehmen muss um jemanden vom Büro zu bekommen.
Der Grund hierher zu kommen ist neben dem Regenwald auch noch die Möglichkeit die darin lebenden Waldelefanten gezeigt zu bekommen. Das ganze stellt sich aber laut der Beschreibung vom Wächter nicht als ganz einfach und billig heraus. Da Wochenende ist wird in Nzerekore auch niemand zu erreichen sein, zudem müsste man wohl zum Führer auch noch ein Auto nehmen. Nach einer längeren Unterhaltung mit dem Guardien, kommen wir aber noch auf eine bessere Möglichkeit. Es gibt dort eine aufgelassene Strasse Richtung Liberia, die durch den dunklen Wald führen soll, wo man also Regenwald sieht. Und genau dort sollen sich jetzt laut Wächter auch die Elefanten aufhalten. Es ist die Strasse von Yirie nach Liberia. Das sind also nochmals 20 km, die ich noch schnell vor der Dunkelheit hinter mich bringen will. Es wird tatsächlich immer sehr rasch dunkel, eine Erfahrung die man eben in den Tropen machen kann, da die Sonne hier auf einer recht steilen Umlaufbahn ist (für Geozentriker natürlich). So habe ich einen guten Vergleich zur Mitternachtssonne, die ich vor 6 Monaten erleben durfte, ehrlich gesagt ist mir die lieber. In Yirie ist es trotz Markttag auch kein Problem im Dorf zu übernachten. Die Gendarmen, bei denen ich vorstellig werde verweisen mich allerdings an den Chef du Village, der immer für die Unterbringung von Ausländern zustaendig sei, sogar sie würden von ihm logiert.
Ein Angebot auf ein Zimmer schlage ich aus und stelle mein Zelt also mal wieder im Dorf auf und mache mich ans kochen. Das halbe Dorf steht dabei um mich herum und schaut wie ich am Benzinkocher herummache und ein einfaches Gericht zubereite (wie üblich Nudeln). An sich hatte ich mir vor meiner Reise so ein Riesenpublikum zwar eher unangehm vorgestellt, aber da beim Kochen eh Aktion ist, bemerkt man das Publikum nicht so sehr.
Erst beim Essen wird einem das grosse Publikum bewusst, wenn da alle Kinderaugen und viele Frauen zuschauen. In Guinea hat ja fast kein Dorf Fernsehen (einige Videoclubs findet man schon), da bin ich ein guter Ersatz, zumindest wird in der Runde viel diskutiert und gelacht und manchmal kann man auch ein bisschen auf französisch kommunizieren. Etwas nachdenklich machen hier allerdings die Blähbäuche der Kinder, die man sehr häufig sieht. Mir ist das öffentliche Essen daher fast ein bisschen unangenehm. Ich dachte eigentlich, das sei ein Zeichen von Unterernaehrung, werde aber später von einem für die Regierung arbeitenden Beamten darauf hingewiesen, dass das ein Zeichen von Malnutrition ist, d.h. zu einseitige Ernährung. Und in der Tat wird hier in Guinea hauptsächlich Reis gegessen, sogar schon zum Frühstück. Am besten sind hier die Männer versorgt, da sie als erstes Essen und eventuell vorkommende Beilagen als wegessen können.
NassreisfelderGrosses Publikum, das helle Ding in der Mitte ist wohl Fernseherersatz, der Hauptdarsteller ist grad kurz weg und macht ein Photo
Am Abend erkundige ich mich noch beim Dorfchef nach den Elefanten. Der macht mir Hoffnung und sagt, die wären leicht zu finden und viele aus dem Dorf könnten sie mir zeigen, wir sollen morgen weiter schauen, sie kämen teilweise bis auf wenige Hundert Meter an das Dorf heran. Am Abend meint allerdings ein Student mit dem ich mich unterhalte, dass die Elefanten zwar nah ans Dorf kämen, aber nicht zu dieser Jahreszeit, sie wären momentan relativ weit im Wald drinnen.Bei der Suche nach einem geeigneten Führer bekomme ich das dann am nächsten Tag leider auch von den meisten zu hören, die Elefanten sind momentan "tres loin". Die km-Angaben schwanken allerdings, es sollen aber mindestens 10 km auf engen Regenwaldpfaden sein. Nur in der Regenzeit, so um den September herum wären sie in der Nähe des Dorfes und würden dort die ganzen Bananen essen. Manche sagen daher dass es "trop des elefants" gaebe. So muss ich meine Hoffnung leider begraben einen Elefanten zu sehen, da diese sich jetzt in der Trockenzeit zu sehr im Wald verkrümelt haben. Den Regenwald will ich mir aber trotzdem noch ein bisschen anschauen und fahre daher ein bisschen auf der Liberiapiste (es sind 60 km zur Grenze). Schon nach wenigen km wird der Wald in der Tat sehr dicht. An einigen Stellen ist es möglich auf kleinen Pfaden hineinzugehen. Doch allzuweit möchte ich dann doch nicht reingehen, da der kleine Pfad wieder viele Abzweigungen hat und sich durch den Wald windet, je weiter man geht desto mehr Rückweg muss man im Kopf behalten. Von der Tierwelt sieht man hier hauptsächlich, wie eigentlich schon seit der Casamance, viele Vögel und Schmetterlinge. Der Wald unterscheidet sich aber nicht gross vom gestrigen Wald an der Asfaltstrasse, er ist einfach grün und dicht, es ist tatsaechlich nicht sehr hell, der Photoapparat will immer den Blitz verwenden.
Es ist klar dass man hier auch Elefanten recht schwer orten dürfte. Nach noch ein paar kleinen Abstechern kehre ich dann aber wieder um. Angeblich soll es zwar nach gut 40 km noch einen Abzweig geben, auf dem ich wieder zurück auf die Asfaltstrasse kann, aber das sind dann zwei Mal 40 km um einen Weg von 30 km auf der Asfaltstrasse zu machen. Die Piste ist aber durchaus noch gut in Schuss und wird von den Mofataxis auch gut frequentiert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen