Nach einer angenehmen Nacht bei Jean-Lucs bin ich nach Ziguinchor aufgebrochen, es geht länglich aber schön über den Fluss, der recht gross ist. Dort wollte ich das Konsulat von Guinea-Bissau abchecken. Ich machte mir zwar keine grosse Hoffnung, dass es am 2.1. schon offen wäre. Aber es war unerwartet offen und ich habe ihr erstes Visa im neuen Jahr bekommen, wirklich sehr unkompliziert hier in Ziguinchor. Danach habe ich noch ausgiebig eingekauft und noch das Internet gecheckt, leider wurde mein Flug noch nicht bestätigt, sondern weil ich das Rad angegeben hatte, wollte das Reisebüro noch eine extra Bestätigung von der Fluggesellschaft. Dabei steht doch auf der Homepage, dass das Rad kein Problem sei und im Freigepäck mitkann. Nachdem in Guinea-Bissau der Geldwechsel nicht immer so einfach sein sollte, habe ich mir hier im Senegal noch ein paar CFA geholt. Bei einem Picknick zu Mittag in Ziguinchor habe noch Jean-Lucs Freund Martial getroffen, die Welt in der Casamance scheint klein zu sein. Um 12.00 ging es dann weiter, die Grenze war völlig unproblematisch und die Teerstrasse ging in Bissau auch gut weiter.
Der grösste Unterschied zur Casamance war, dass es in Bissau kaum mehr Militär an der Strasse gab. Die Leute sind ruhiger und weniger aufdringlich, vielleicht weil ich das Kreol nicht verstehe. An der Grenze habe ich noch die Betreiberin vom Motel Chris getroffen, die mir sehr einen Besuch der Hauptstadt nahe legte und natürlich auch ihr Motel, das im Gegensatz zu dem was ich über Unterkünfte in Bissau hörte, gar nicht teuer war. Also ab nach Bissau (obwohl ich wegen der Gefährdung ja nicht unbedingt in die Hauptstadt wollte). So gegen abends sollte ich da sein, nach meiner Kalkulation. Aber ich hatte die Rechnung ohne die Engländer gemacht. Denn auf meiner Photokopie war nur die Meilenzahl fett und nur ganz schwach die Kilometerangabe. Es war also doch deutlich weiter, als ich dachte. Dann kam da auch noch ein grösserer Fluss zwischenrein, der nur per Fähre überquert werden konnte. Da es nur eine Fähre gab, musste ich dort ein bisschen warten, aber das kannte ich ja vom Senegal in Foundiougne. Hier war sogar noch mehr los, weil es ja die wichtigste Nord-Süd-Verbindung des Landes ist warteten einige Leute. Oft werden sie von Taxis oder Kleinbussen zur Fähre gebracht, dann gehts auf die fähre und drüben in ein anderes Taxi. Es ist ganz interessant zu sehen, was die Leute alles transportieren, Hühner sind da noch am einfachsten, sprichwörtlich arme Schweine waren die Säue, die auf dem Dach transportiert wurden, vor allem beim beladen wird mit ihnen nicht zimperlich umgegangen. Und auch der Bodentransport ist irgendwie nicht intelligent gelöst, die Leine wird um ein Bein gebunden und die Tiere dann herumgeschliffen. Da sie nur noch drei Beine verfügbar haben können sie ja nicht vernünftig mitgehen.
Die Fähre scheint zum Tagesgespräch der Bissauer zu gehören, wie bei uns das Wetter, da es wohl bei einem Ausfall eines Umweges von 9 Stunden über schlechte Pisten bedarf. Und in der Tat sieht die Fähre nach häufigen Ausfällen aus, die eigentliche Fähre ist schon sehr heruntergekommen und keiner ihrer 2 Motoren funktioniert. Daher wird die Fähre von einer zweiten, kleineren Fähre angeschoben. Wie mir später ein Engländer, der in Bissau lebt mitteilte ist diese kleine Fähre schon richtig neu, da die vorherige Anschubfähre wohl gesunken ist. Naja, so richtig will wohl niemand mehr Geld in die Fähre stecken, nachdem die EU hier ein gigantisches Brückenprojekt am Laufen hat. Wirklich eindrucksvoll, allerdings frage ich mich da auch ob das nicht zu viel des Guten ist, weil so viel Verkehr hat es ja doch nicht.
Nach einer Stunde warten geht es dann auf die Rostlaube, die dann langsam auf die andere Seite geschoben wird. Auf dem Schiff lerne ich noch einen Senegalesen kennen, der mit seinem Pickup da ist. Es stellt sich heraus, dass er in Bissau der Betreiber der Stormversorgung ist, oder wie man das nennen soll. Insgesamt stehen da 5.4 MW-Generatorleistung auf 4 Dieselaggregate verteilt herum.Die Stadt hat ein 6 kV Netz. Er hatte heute keinen guten Tag, er ist mit seiner Familie von Dakar auf dem Weg zurück nach Bissau, nur sein recht neuer Pickup ist leicht lädiert, in der früh hat er bei Fatdick eine kleine Kollision mit einem Esel gehabt, dabei ist er doch langsam gefahren, meinte er, so um die 80 kmh. Am Schluss des Übersetzens bietet er mir an, dass er mich am Pickup mitnehmen könnte, zwar nicht im Auto, da sind die Plätze schon besetzt, aber hinten auf der Ladefläche. Nachdem ich mit ihm noch über die Verfügbarkeit von Internet gesprochen hatte, und die Antwort nicht sehr positiv ausfiel, beschloss ich mal die ethischen Bedenken gegen einen kurzen Transport auf dem Pickup fallen zu lassen. Ausser in Bissau sollte es im gesamten Land kein Internet geben und selbst in der Hauptstadt nur langsame Verbindunge und die auch nicht immer garantiert. Da ich für Guinea mit noch weniger Verfügbarkeit rechnete, wollte ich doch noch gerne eine Flugbestätigung haben. Die Pickup-Fahrt war dann recht cool, weil mal zur Abwechslung wieder ein ganz anderes Verkehrsmittel benutzt wurde. Der Fahrer hat wohl aus seinem Unfall heute noch nicht gelernt, auf jeden Fall ging es teils doch mit hoher Geschwindigkeit in die einsetzende Dämmerung rein. Den ganzen Tag über war es recht warm, aber durch den ordentlichen Fahrtwind auf dem Pickup wurde es jetzt mal angenehm frisch. Nach ein paar km sind wir dann noch über eine schon fertige EU-Brücke geheizt, davor musste die Hand voll Autos von der Fähre noch die Mautstation passieren. So ging es dann in die Nacht hinein, es war schon dunkel als wir durch die Stadt zum Zentrum von Bissau fahren. In der Tat ist auch nicht viel Beleuchtung am Wegrand, die Leute sind trotzdem draussen, teils an kleinen Feuern.
Die Betreiberin vom Motel Chris hatte mir gesagt, ich müsse einfach nur am Kreisel rechts abbiegen. Im Zentrum von Bissau gibt es zwar einen grossen Kreisel, aber als ich nach dem Motel frage, scheint das niemand zu kennen. Der Senegalese meinte dann auch das müsse bei dem günstigen Preis eher ausserhalb am Flughafen liegen. In der Tat gab es dort auch einen Kreisverkehr. Nachdem ich meinem Fahrer aber sage, dass ich ein Zelt dabei habe, ist es kein Problem bei ihm im Garten zu übernachten, er konnte mir wegen Besuch kein Zimmer anbieten. In der Tat ist das Haus schon recht voll. Ich koche mir noch schnell etwas zu abend und setze mich zu den Anderen auf die Terrasse. Nachdem die Runde aber eher in gegenseitiges Mücken totschlagen mündet, verziehe ich mich auch bald in das Zelt, trotz Malariaprophylaxe ist ja immer noch ein Restrisiko da. Am Morgen unterhalte ich mich dann noch mit seinen Mitbewohnern, die auch an den Dieselaggregaten arbeiten. Momentan scheint es in der Stadt keinen Strom zu geben, da nur eine von 4 Gruppen in Betrieb ist, es gibt keinen Diesel. Auf die Nachfrage wann der kommen würde, meinte man, es wird schon bald wieder mal ein Schiff kommen (d.h. man weiss es nicht).
Am Morgen suche ich mir auch noch ein Internetcafe, das ich zufällig bei einem Hotel finde (es ist hoteleigen). Die Rechner sind die modernsten, die ich auf der Reise bisher gesehen habe und die Verbindung ist an sich ganz gut. Zu meiner Erleichterung hat mir das Reisebüro tatsächlich das E-Ticket zugestellt. Dann kann es ja nach Guinea gehen und danach zum Flieger in Bamako. Die News zu Guinea sind mittlerweile auch nicht mehr schlecht, der Putsch scheint sogar positiv in der Bevölkerung aufgenommen worden zu sein, es gibt auch keine Gegenpartei, insofern auch erst mal kein Bürgerkriegpotential. Negativ fällt allerdings der Sprachgebrauch der Militärs auf, die von Säuberungen reden. Auch Gadaffi muss sich noch einmischen, irgendwo finde ich noch eine Pressemeldung, in der er angibt, er müsse schnell nach Guinea um einen Bürgerkrieg zu verhindern (in der Tat wird im LP für Guinea das Potential eines ethnischen Konfliktes beschrieben, andererseits konnten die verschiedenen Ethnien bisher gut zusammenleben, letztendlich wird der Putsch auch als Verhinderung dieses ethnischen Konfliktes angesehen, die Alternative wäre ein etablierter General gewesen, der evtl seine Ethnie bevorzugt).
Nachdem das Eticket ausgedruckt ist, geht es dann aus der Stadt raus, so bei Tageslicht sieht es hier eigentlich ganz nett und freundlich aus, leider habe ich keinen Abstecher in das Kolonialviertel gemacht, in den Landstädten sieht der Kolonialstil zumindest ganz nett aus.
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