Die Leute hier in Guinea-Bissau sind sehr angenehm und weniger aufdringlich als anderswo. Die Landschaft war aber anfangs ähnlich wie in der Casamance, nur mit weniger Eselgespannen. Dafür ist hier das einzige Land, in dem so richtig viele Schweine rumlaufen. Man merkt wohl den Einfluss der Missionare (es gibt hier eine Koexistenz von evangelischen, katholischen und auch von moslemischen Gotteshäusern), in den anderen Ländern ist es ja deutlich stärker islamisch geprägt. Arm dran sind die Säue vor allem beim Transport, wie die Ziegen und Schafe sonst auch werden sie auf das Dach gebunden. Erich, den ich später getroffen hatte erzählte mir auch von einer Kuh, die so transportiert wurde (habe ich dann sogar auch mal gesehen).
Aus Bissau ging es mit zahlreichen Verpflegungsstopps raus, und erst mal 20 km auf der Strasse von gestern, den Abzweig von ihr übersehe ich irgendwie und fahre aber dennoch richtig nach Osten. Der Gegenwind wird mich bis nach Guinea hinein begleiten. Bis Pitche, wo die Strasse dann schlechter wird, ist sehr viel ländliches Leben zu beobachten, wie in der Casamance auch wird überall Reis geerntet, gedroschen, Futter für die Tiere gestampft und Matten geflochten. An einigen Orten konzentrieren sich Holzschnitzereien von Schemeln und Stampfschüsseln. Citronen und Orangen werden gewaschen, Orangen sind das Hauptangebot an der Strasse, sie werden meist geschält verkauft und dann wie die Weisswurst ausgezuzelt. Eine andere Frucht, die noch nicht reif ist ist Callou, man sieht davon sehr viele Baumplantagen am Wegesrand (allerdings habe ich keine Frucht davon gesehen und weiss nicht was es genau ist).
Auf der Strasse sieht man nur ab und an auch Europäer im Auto fahren, wohl hauptsächlich Missionare, viele Europäer sind beim Bürgerkrieg von 1998 geflüchtet.
Die Mittagsrast mache ich nach einem kleinen Abstecher in der kleinen Provinzstadt Mansora, dort gibt es ein leckeres Omlette mit Kartoffeln. Auf der Strasse probiere ich auch geroestete Batata, die sind geschmacklich ganz gut.
Obwohl seine besten Zeiten schon vorbei sind, ein schmuckes HäusschenKurz vor Mansora durch Reisfelder
Am Strassenrand stehen oft Säcke mit Holzkohle, das sind wohl die Überreste der Brandrodungen.Die Nacht verbringe ich dann vor Batata bei Umaru. Ich hatte bei einer kleinen Hüttenansammlung nachgefragt und konnte dann sogar mein Zelt in einem Raum im Haus aufstellen. Nach einer grossen Portion Couscous reicht mir Umaru plötzliche noch einen Teller mit Reis und Hünchen. Eigentlich wollte ich ja kein Essen annehmen, aber nachdem ich den Teller nicht loswerde wird das noch ein bisschen Arbeit, so dass ich ziemlich voll werde.
Umarus Haus ist das grösste hier und er hat als einziger einen Fernseher und Generator, so dass sich hier alle Kinder und Jugendlichen versammeln. Da der Satellitenanschluss fehlt gibt es aber nur DVDs mit Musikvideos und irgendeinem westlichen Film. Das Dorf hält vor allem Küehe, pflanzt Hirse an und auch Callou. Er selbst arbeitet aber wohl in Portugal als Fischer. Als ich von meiner Reiseroute erzähle, gibt er mir seine Route nach Portugal an. Nach Europa ist er über die Kanaren gekommen und dann über Spanien nach Portugal. Mittlerweile hat er aber die Papiere und ist nur auf mehrmonatigem Urlaub zu Hause. Nächsten Monat geht es wieder nach Portugal. Man sieht, dass sich das Auswandern wohl lohnt, er ist relativ reich hier und hat ein zweites Haus in Bissau.
Morgens bin ich etwas verspätet los nach Bafata, was wirklich sehr schön gelegen ist, über einem Tal auf einer Anhöhe mit kolonialen Kirchen und Häusern. Beim Einkauf erlebe ich eine ziemliche Übervorteilung; nachdem der Händler mir auf 5000 CFA nicht gut rausgeben kann, gibt er mir bei einer Kaufsumme von 1900 CFA 4000 CFA raus. Nach ein bisschen Protest von mir findet er noch eine 500 CFA-Münze und fährt immer noch schlechter, aber nicht ganz so schlecht.
Die nächste Stadt, in der ich Mittag mache ist auch sehr nett, Gabu hat auch noch ein bisschen kolonialen Flair. Als erstes Treffe ich dort auf ein schickes Hotel, das ein Franzose gerade aufbaut. Da die Preise dementsprechend sind, verzichte ich auf ein Essen dort, auch der Pool für 4000 CFA inklusive Getränk ist mir zu teuer, obwohl ich bei der Hitze das Wasser gut geniessen könnte.Wie die meisten Europäer beklagt er sich auch über den fehlenden Arbeitseifer der Afrikaner hier. Die Touristen bei ihm kommen vor allem zur Jagd. Es soll im Ort noch ein weiteres Hotel für 14000 CFA geben, das ich aber nicht gefunden habe, war ja auch mittags da.
Das Mittagessen im Restaurant fällt richtig üppig aus, für 2000 CFA bekomme ich ein grosses Boef mit Pommes, Salat, Eiern, Zwiebeln und einer Extraschüssel Reis, beim Nachfragen hatte ich eigentlich gedacht man bekommt nur eine Beilage.
Wieder ein schönes Kolonialgebäude, zwar nicht Präsidentenpalast, aber evtl GouverneurspalastHamburger Markt in GabuPortugiesische Kirche in Gabu
Aur der Strasse werde ich heute bei einer Pause noch von einem Mopedfahrer angesprochen, der in der Schweiz war. Als Sohn vom Stabschef eines 2004 ermordeten Generals musste die Familie fliehen und kam ins Wallis, daher konnte er auch ein gutes Franzoesisch sprechen. Er beklagte sich, dass er hier keine Arbeit finden kann, weil es keine gibt und wenn, dann wäre sie sehr schlecht bezahlt, 24000 CFA im Monat ist wirklich schlecht. Bissau hat zwar Bodenschätze (Ölfunde an der Grnze zum Senegal und Bauxit), aber aktuell wird keiner gefördert, und in der Landwirtschaft ist nicht viel zu holen, weil die Preise so schlecht sind. Dort sollte der Staat mit besseren Absatzmöglichkeiten unterstützen.Am besten wäre daher wohl die Abwanderung ins Ausland. Aber vielleicht wird das die neue Regierung ja ändern, die gerade gewählt wurde.
Auf die Frage nach der Stromleitung Gabu Bafata Bambadinca erzählt er mir, dass diese von Dieben kaputt gemacht wurde, anscheinend ist Kabelklau hier gross in. Der Geno wäre in Bafata gestanden, eventuell gibt es ja eine neue Leitung mit der neuen Regierung (die jeweils neuen Regierungen scheinen hier ja viel Hoffnung zu wecken).
Hinter Gabu wird die Asfaltstrasse richtig schlecht, bis dorthin war es eine annähernd perfekte Teerstrasse. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass das Land sonst keine Infrastruktur hat, insbesondere keine Elektrizität.
Es kommen viele Schlaglöcher, der Franzose vom Hotel hatte schon gewarnt aber wie üblich übertrieben: wer die Strecke gefahren sei, könne jede Strecke in Afrika fahren.
Für einen Radfahrer ist es hier sogar sehr spassig, da man Extremslaloming betreiben kann, allerdings erstrecken sich manche Löcher über die ganze Strassenbreite und gehen bis einen halben Meter unter die ursprüngliche Oberflache, dann muss man nach den geeigneten Radspuren suchen, die die Teerkante am sanftesten überwinden.
Dafür gibt es auch noch lustige Rennen mit den Einheimischen, die hier am Rad gut Geschwindigkeit aufnehmen. Zwei schaffen es sogar und versägen mich, allerdings gehe ich bei den Schlaglöchern auch etwas vorsichtiger vor.
Das Land ist hier im Osten weniger feucht und wird weniger intensiv genutzt, eher als Weideland. Nach der Schlaglochpiste wird die Strasse wieder besser, da hier nun die reine Erdpiste ohne Teer beginnt, daher sind die Schlaglöcher nicht mehr so hart.
An der Grenze versorge ich mich nochmal mit Wasser, da im Grenzort der Eindruck erweckt wird, hinter der Grenze beginnne die Wüste, und man finde bis Koundara nichts mehr, das stimmte natürlich nicht.
Der Ausreisestempel ging schnell und ich kann in der Dämmerung durchs Niemandsland zur Grenzstation von Guinea fahren.
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