In der Gegend scheint dieser Blumenschmuck verbreitet zu sein, meist hat nur ein Haus im Dorf diesen.
In Boola, einer Sousprefecture mit hübscher Moschee, besorge ich mir mal bei einer Apotheke noch ein paar Vitamintabletten, nachdem ich die letzten Tage manchmal den Eindruck hatte nicht mehr richtig Vollgas geben zu können, wenn ich wollte. Und daher auch ein paar Tage eher ruhig anging. In der Tat scheint das etwas gebracht zu haben, da ich dieses Gefühl die nächsten Tage erst einmal nicht mehr hatte.Sogar noch schöner als Boola war denn Beyla gelegen, inmitten grüner Huegel. Hier wollte ich mich eigentlich noch einmal gut eindecken, aber das Angebot ist leider auch nicht grösser als in den Sousprefectures. Also geht es weiter durch schöne Baumsavanne, wo nun auch wieder einmal Kühe auftauchen, die scheine ich die letzten Tage nicht gesehen zu haben.
es bewegt sich sehr eigentümlich vor, immer erst wippend bis nach ein paar Sekunden der Schritt gemacht wird
Hinter Beyla taucht dann sogar ein neuer Flughafen auf, man könnte ihn fast einen internationalen Flughafen nennen. Der Hintergrund ist die Societé, auf die ich am Vortag schon einige Mal getroffen war. Bei Gesprächen mit einem Fahrer der Firma erfuhr ich, dass am heutigen Tag ein Flug von Conakry reinkäme und dann nach Bamako rausginge. Die ausländischen Experten scheinen eher in den grossen Städten stationiert zu sein. Und in der Tat steht ein recht grosses Geschäftsflugzeug auf dem Rollfeld, ein Zubringerbus kommt gerade noch herbei gebraust und keine 4 km weiter sehe ich dann wie das Flugzeug aufsteigt und davonfliegt.Die ominöse Societé ist die grosse Minenfirma Rio Tinto, die hier wohl ein sehr grosses Projekt laufen hat. Sie sind hier schon seit 1997 am Erschliessen und Explorieren, was mich verwundert. Nach der Zeit könnte man ja auch mal abbauen. Aber anscheinend wird das hier relativ sauber durchgezogen, mit Untersuchungen zu den Auswirkungen des Bergbaus auf die Region, auf das Klima und die Landschaft und die verschiedenen Stoffkreislaeufe. Auch Ersatzmassnahmen werden schon in die Wege geleitet, wie ich an den zahlreichen Hinweisschildern am Wegrand zu diversen Aufforstungsflaechen sehen kann. In vielen Orten steht zudem ein Briefkasten der Firma, in den die Bevölkerung ihre Post an die Firma loswerden kann. Die eigentlichen Campements habe ich aber nicht zu Gesicht bekommen, die liegen abseits der Strasse und scheinen nicht zu klein zu sein, wenn man den Verkehr betrachtet, der hier ausschliesslich aus den Firmenjeeps besteht. Das Abbauprodukt wird wohl Eisen sein, das dereinst mit einer noch zu bauenden Bahn abtransportiert werden soll, auch kein kleines Projekt, die alte Linie müsste ja komplett neu gebaut und deutlich verlängert werden.
Die Firma ist hier also der wichtigste Wirtschaftsfaktor und gibt wohl auch einige Arbeit, ausserdem soll sie die Strasse in Schuss halten, wie mir in Beyla erzählt wird.
In der ersten Sousprefecture nach Beyla in Gnonsamoridou wird noch ein bisschen Brot eingekauft. Dabei treffe ich noch auf einen Regierungsangestellten, der hier die Bevölkerungsstatistik aktualisieren soll und so kommen wir ein bisschen in Gespräch über Demographie und dergleichen. Er ist hier schon seit ein paar Monaten, also pas tres loin. Ich scheue mich zwar normalerweise das zu sagen, was ich jetzt höre, denke aber im Grunde sehr aehnlich. Nur ist das Thema sehr delikat, so dass man da schnell an den Falschen gelangen kann. Der Statistiker beklagt das Bevölkerungswachstum, das so gross ist, dass sie hier schon alle 5 Jahre den Zensus neu machen müsssen. Und die Probleme im Land würden durch die vielen Kinder nicht einfacher. Er hat zwar eine recht einfach gestrickte Begründung für das Wachstum, die Männer hier sind alle arbeitslos und wüssten mit ihrer Zeit also nichts anderes anzufangen als Kinder zu produzieren. Gegen dieses Bevölkerungswachstum werden zwar Aufklärungskampagnen geführt. Diese scheinen allerdings keine Spuren zu hinterlassen.
Für mich stellt sich hier wirklich die Frage, ob man das Problem nicht zu sehr vernachlässigt. Im ganzen Land wird einem immer recht gut die Bevölkerungspyramide vorAugen gehalten, es gibt immer wahnsinnig viele Kinder in den Dörfern, einige Erwachsene und nur wenige Alte.
Kein Wunder, dass vom Regenwald nichts mehr bleibt, wenn das Wachstum so bleibt und die vielen Kinder dann auch einmal so viele Kinder haben, wird die Nahrungsmittelversorgung noch viel prekärer. Wo die Leute dann Arbeit finden wollen und wie die Schulversorgung gewährleistet wird ist dann auch fraglich.
Nach dem Ort ging es dann endlich über den in der topografischen Karte ersichtlichen Pass, der sich aber als recht niedrig herausstellte. Dafuer kommt man recht nah an die bis 1500 m aufsteigende Bergkette heran, man durchfährt sie ja. So geht es dann auf der anderen Seite auch wirklich schön entlang der Berge bis nach Bofodougou, wo ich einmal wieder um eine Übernachtung im Dorf bitte. Diesmal wird mir sogar eine traditionelle Rundhütte angeboten. Die Nacht im Bett kann ich gut geniessen. Allerdings ist der Abend wieder vor grossem Publikum. Meinen letzten Couscous (noch aus Marokko) mache ich mir mit Milch und Bananen, was eine super Abwechslung ist. Leider hustet das halbe Dorf immer reihum in mein Essen, die kühlen Nächte führen hier wohl zu zahlreichen Erkältungen. Der etwas klebrige Sohn des Dorfchefs versteht es auch nicht ganz die Privatsphäre zu schützen. Als ich in der Rundhütte mein Bett bereite und schlafen will, steht noch immer eine grosse Kinderschar in der Hütte. Immerhin kommen meine Datteln bei den Bewohnern gut an.
Nachdem ich meine Adresse dem Sohn des Dorfchefs hinterlassen habe, wahrscheinlich habe ich bald 20 Guineaner vor der Haustüre, kann ich am nächsten Tag recht zügig losfahren. Die Landschaft bleibt grossartig, eventuell sieht es ja in Ostafrika (dort war ich zwar noch nicht) auch so aus? In Konsankoro, wo die Strasse ja schlechter werden soll kommt mir dann aber sogar ein normales Buschtaxi entgegen, das spricht für eine doch nicht so schlimme Strecke. In der Tat ist die Strecke nicht übler als über den Pass am Vortag.
Ein 1113 oder 911, der LKW hat einen guten Tag von Kankan (175 km) gebraucht, in der Tat recht langsam
In Kerouane darf ich denn gleich zwei Mal den Pass zeigen, einmal am Posten am Ortseingang, an dem ich zunächst vorbeifahre und dann doch fragend stehen bleibe. Weiterfahren hätte mir das erspart, und dann werde ich noch von einem Polizisten ins Commissariat gewunken, wo der Chef mich sehen will. Sogar die Handschuhe müssen zur Begrüssung ausgezogen werden, dafür pinselt er aber auch zuerst mein Malivisum ab, erst am Schluss findet er das Guineavisum. Am Ortsausgang von Kerouane stelle ich dann fest, dass mein Reifen doch nicht mehr sehr viel Luft hat, daher kommt beim publikumsbegleiteten Wechsel ein neuer geflickter Schlauch rein. Dieser zeigt aber nach 20 km wieder Schwächen, so dass ich an einem Bach eine kleine Flickaktion mache. Wider Erwarten haben die Platten nichts miteinander zu tun, der erste Platten war wohl eine Überlastung des Schlauches, der an einer Naht aufgeplatzt ist, der zweite Platten ist durch ein kleines Loch am Rande eines Flickens hervorgerufen.Damit die Reparaturen fortgesetzt werden, verabschiedet sich bei mir auch noch die Bastellösung für die Schaltung. So fahre ich mit immer weniger Gängen bis Komodou, wo ich dann die neue Schaltkabelhülle einsetze. Am Reparaturstand, wo ich eine Zange ausleihe (dafür soll ich einfach einen Beitrag meiner Meinung zahlen, das ist mal das Gegenteil von Handeln, und man möchte ja auch nicht zu wenig zahlen) bekomme ich auch gleich eine Übernachtungsmöglichkeit angeboten, so dass ich nicht zum Chef du Village muss. Das ist in der Tat gar nicht schlecht, da so das grosse Gedränge entfällt. Die Familie, die mir ein Bett gibt ist wirklich nett und angenehm und ich kann noch bis spät in die Nacht diskutieren. Auch hier klagt man ein bisschen über die Situation, die Sousprefecture scheint noch nicht einmal einen Handyempfang zu haben und auch die Strassenverbindung ist nicht die Beste. Dafür soll der Rest bis Kankan aber nicht mehr so schlimm sein. Da frage ich mich schon, wo jetzt das schlimme Strassenstück gewesen sein soll. In Kerouane war mir ja sogar erzählt worden, die Strasse nach Beyla wäre in so schlechtem Zustand, weil die Societé sie so exzessiv nutzt.
Das restliche Stück nach Kankan war dann in der Tat sehr angenehm zu fahren, teilweise mit Schlaglochslalom und schönen Bodenwellen, wahrscheinlich mögen die Autofahrer die weniger. Das bestärkt aber meine Ansicht, dass von Autofahrern gehasste Pisten für Radler ideal sind, Slalom ist abwechslungsreich und diese langen Bodenwellen lustig zu fahren.
In Kankan war ich dann so rechtzeitig, dass ich am Nachmittag noch in der Stadt Einiges erledigen konnte. Im Internetcafe sehe ich sogar einen Europäer, es ist Günter, der Österreicher, den ich schon in Labe getroffen habe. Er ist hier schon ein paar Tage, die Stadt ist ja auch wirklich nett. Es stellt sich heraus, dass wir im gleichen Hotel sind, der katholischen Mission, nur er zahlt statt 60000 GF nur 40000 GF, da hab ich natürlich vergessen zu verhandeln, so ein Mist.
Dafür gibt es in der Stadt einen libanesischen Supermarkt, doch bei den Preisen schlage ich mir an den Kopf und laufe lachend heraus, irgendwo gibt es auch Grenzen. Leider scheint der Libanese ein ziemlicher Monopolist zu sein, weder Thunfisch, noch Marmelade bekomme ich anderswo, soviel zur Versorgung in Kankan. Aber was soll man auch von der zweitgrössten Stadt des Landes erwarten, wenn hier seit 5 Jahren noch nicht einmal mehr öffentlicher Strom bereitgestellt wird. Wer Strom braucht muss sich selbst einen Generator beschaffen.
Günter hat mir noch von einem Erlebnis auf seiner Strecke erzählt. An einem Abend wurde er beim Bereiten des Schlafplatzes von Dorfbewohnern ins Dorf gebeten, da an eben der Stelle am Vortag ein Auto überfallen worden wäre. Das scheint ihn etwas nachdenklich gemacht zu haben und er ist froh bald im Mali zu sein. Das Ganze spielte sich an der Hauptstrasse zwischen Mamou und Dalaba ab.
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