Am nächsten Tag ging es dann nur mit etwas Verzögerung noch erstaunlich früh los gegen die Casamance, ich wollte am Abend bei Jean-Luc sein, den ich unterwegs ja immer mal wieder getroffen hatte. In Gambia musste ich mich erstaunlich oft für den Weg zur Grenze durchfragen und werde noch einige Male auf deutsch angesprochen, das ist mir eher unsympatisch, da es eher eine Anmache ist.
Zudem gibt es noch ein komisches unschönes Cadeauereignis. Beim Abzweig zur Grenze steht eine Polizeistation, auf der auch etwas wie Immigration steht, ein Polizist winkt mich dort hinein und beantwortet mir meine Frage nach dem Ort der Grenzabfertigung nicht richtig, sondern bittet mich in die Stube, Passport etc, sieht schon fast nach einer Grenzabfertigung aus. Dann meint er, ich muss noch einen Zettel ausfüllen und eine Gebühr bezahlen. Ich bin sichtlich irritiert und verweise darauf, dass bei der Einreise auch nichts fällig war, dann geht es gefasster weiter. Mit der Bitte um die Preisliste entwirrt sich die Situation und ich kann wieder raus, die Grenze ist doch 10 km weiter. Dort klappt die Aus-Einreise ganz normal. Die Casamande ist deutlich agrarischer als Gambia, wo ich aber auch mit Serekunda vor allem das grösste Ballungszentrum kennengelernt hatte. Die Ernte ist noch in vollem Gang. Wie mir Sire später erklärte, war dieses Jahr sehr regenreich, was gut für die landwirtschaft ist (allerdings hatte man nicht für so viel Regen angepflanzt, das wird dann im Folgejahr nachgeholt, wo dann aber von neuem die Unsicherheit des Regens kommt). Es sind viele Wasserflächen zu sehen, hier wird auch Nassreis angebaut. Was auch stark auffällt sind die vielen Soldaten, alle 5 km ist ein Grüppchen zu sehen, manchmal ein einzelner Soldat, hinter dem vielleicht aber auch noch ein paar andere Soldaten sind. Nicht überall zeigen sich die Soldaten so präsent auf der Strasse, teils sind sie auch eher cachiert. (update: mittlerweile (Feb 09) rät das Auswärtige Amt noch stärker zur Vorsicht in der Casamance, weil die Armee wieder gegen Rebellen verstärkt vorgeht)
Wie mir Sire später erzählt ist diese Strasse wohl oft von Coupeurs de Route heimgesucht worden, die Autos anhalten und ausrauben, gerade um die Feiertage wurde die Militärpräsenz daher gestärkt. Die Coupeurs müssen keine Rebellen sein, manchmal ist das nur ein Vorwand. (update: im Mali treffe ich noch einen, der auch zu Bürgerkriegszeiten in der Casamance war, der hatte die Coupeurs noch enger erlebt, die Taxifahrt ging immer recht vorsichtig, man lauschte nach Schüssen, wenn man welche hörte, wurde erst einmal gestoppt, meist kam dann nach einer Zeit das überfallene Auto und deutete zur Umkehr, weil die Strasse von Rebellen blockiert war)
Wie im Senegaldelta gibt es in der Casamance wieder eine Vielzahl von Vögeln, die man während der Fahrt beobachten kann. Photographieren ist mit meiner Knipse leider schwierig, die sind so füchtig. Durch die ordentliche Asfaltstrasse geht es trotz Gegenwind gut voran, so dass ich gegen abend beim Dorf von Jean-Luc eintreffe. Jetzt muss ich mich nur zum Haus durchfragen. Angeblich kennt ihn hier ja jeder, das ist in der Tat so, nach einem kleinen Umweg, ich war zu weit geradelt, bringt mich ein Einheimischer zu Fuss zu Jean-Lucs Haus.
Leider erfahre ich, dass Jean-Luc doch nicht die Fähre vom 31. genommen hatte und daher noch nicht da ist, Sire nimmt mich trotzdem gerne auf. Sie ist wirklich eine reizende Gastgeberin und erzählt wahnsinnig viel interessantes über die Casamance und ihr Leben hier. Das Haus hat Jean-Luc aufgebaut und es ist auch ein Ziehbrunnen im Hof. Leider scheint eine Handpumpe hier nicht zu funktionieren, weil das Wasser mit 16 m zu tief steht. Im Garten wachsen Bananen und Papaya (die scheinen wahnsinnig schnell zu wachsen, zumindest wenn das wahr ist, dass die riesige Pflanze noch nicht einmal ein Jahr alt ist). Jean-Luc hatte hier in der Casamance versucht einen Gemüseanbau zu betreiben, hatte aber mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen, so dass er letztendlich das Land wieder verpachtete. Das Gemüse im Treibhaus würde hier zwar super wachsen, aber die Arbeiter scheinen nicht zu machen, was man sagt, so wird das Giessen vernachlässigt;,oder sie kommen erst gar nicht zur Arbeit. Wenn dann Erntezeit ist, wird teilweise selbst geerntet und für die eigene Tasche verkauft. Das ist natürlich frustrierend.
In der Ernaehrung sind die Leute hier auch noch nicht so sehr auf Gemüse gekommen, es gibt wohl hauptsächlich Reis. Der ist allerdings dieses Jahr recht teuer geworden, 20000 CFA für 50 kg, da wird dann in der Nachbarschaft teilweise schon gehungert. Obwohl durch den vielen Regen eigentlich ein gutes Jahr war.
Nach ein paar Spagetti gibt es noch eine sehr leckere Madenmarmelade, das scheint eine Lianenfrucht zu sein, deren Marmelade etwas nach Johannisbeere schmeckt.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen