Montag, 12. Januar 2009

Knochenarbeit in Kambadaga

In Labe ging es nach dem Ruhetag dort früh los, auf Asfalt rollt es sich gleich ganz anders. Die Landschaft ist nett aber weniger aufregend als die Tage zuvor, da es auf dem Plateau dahingeht, so sind die Höhenunterschiede weniger dramatisch, es ist eher gewellt.
Kurz vor Pita wurde der Abzweig nach Kinkon, dem ersten Wasserfall, den ich besuchen wollte, gefunden und es ging über eine kleine Piste dorthin. Kurz davor ist allerdings ein Militärposten, welcher ohne Cadeau keinen Zutritt gewährt. Die 3000 GF sind vernachlässigbar, da lohnt keine Diskussion, obwohl der erste Militär nichts wollte. Es war aber sein erster Tag hier. Nur so eine heruntergekommene Gestalt meint ich sollte noch kurz warten. Normal höre ich auf so was ja nicht, eine kurze Rückfrage beim Neuling ergibt aber, dass die heruntergekommene Gestalt der Lieutnant ist.
Weg zum Wasserfall und Kraftwerk von Kinkon (die Strassenlaternen sind nur Blendwerk)
Hier ist schon mal der Bach, nur wo ist der Fall?
Hier ist der Fall, wie ich erst später bemerke
da ich zu weit fahre, immerhin eine nette Schlucht (es ist Trockenzeit)
Grosse Halle für das bisschen Leistung (3.4 MW)
Ah, Wasserfall gefunden, ganz hübsch, nicht?
Zum Fall geht es an älteren Gebäuden vorbei, wohl aus der Bauzeit des Wasserkraftwerks, im Hintergrund sieht man den Stausee.
Über eine steile Betonrampe geht es runter, ich fahre natürlich zu weit (habe wohl einen Abzweig verpasst) und bin schon enttäuscht, keinen besonderen Fall gesehen zu haben, wenngleich die Landschaft ganz hübsch ist, mit all den Felswänden. Die von Chinesen gebaute Zentrale hat zwar ein grosses Gebäude mit 4 Maschinen aber nur niedliche 3.4 MW Leistung (nur in der Regenzeit laufen die auch alle voll, momentan sind schon ein paar Maschinen draussen). Da offen ist kann ich noch einen kurzen Blick reinwerfen, vom zuständigen Ingenieur bekomme ich dann noch die ganz exakte Beschreibung für den Wasserfall. Ich achte nun auf einen Unterbruch im Geländer der Betonrampe, dort befindet sich die Aussichtsplattform. Der Fall hat momentan wenig Wasser (einen guten Teil nimmt natürlich auch das Kraftwerk), daher ist er nicht laut, weshalb ich wohl vorbeigefahren bin, dennoch ist er hübsch anzuschauen. Die Oberkante hatte ich wohl vorher schon gesehen, aber für einen kleineren Fall gehalten. Beim Rückweg lässt sich keiner vom Militär blicken, nun soll es weiter zum Höhepunkt der Wasserfälle Guineas gehen, Kambadaga. Das Militär und auch andere Leute hatten mir abgeraten den direkten Weg ab Kinkon zu nehmen, auf dem GPS ist zu sehen, dass es nicht weit wäre, nur 5 km Luftlinie (im Dorf erfahre ich später, dass es eventuell doch gegangen wäre, nur das Finden ist schwer).
Die Brücke muss wohl noch in die Strasse integriert werden
Feldweg zu Guineas grosser Attraktion
Der Feldweg wird nicht mehr grösser (kurz bevor es dann wirklich ins Tal runter geht)
Da es 2 Wege gibt, wollte ich den wahrscheinlich nicht so oft gewählten Weg ab der Asfaltstrasse nehmen, ab Broualtape, der andere Weg auf der Telimelestrasse macht einen grossen Umweg laut GPS und Karte (35 km statt die 5 km Luftlinie und dann noch die Stichstrasse runter). In Pita wird noch was gegessen und sich die erste Cola seit langem gegönnt. Hier scheint es im ganzen Land leider nur kleine Cola-Einheiten zu geben. Der Restaurantbesitzer meinte zwar, dass die Lianenbrücke mit dem Rad nicht machbar wäre und zeigt Photos von vor einiger Zeit. Schaun wir mal, der Sousprefekt hatte das Gegenteil gemeint.In Broualtape gibt es sogar ein Schild und nach einem etwas verwinkelten Beginn geht es dann auf breit geschobener Piste Richtung Wasserfall. Hier wird noch gearbeitet, zwischendurch gibt es immer mal wieder frisch betonierte Brücken, die noch nicht in die Strasse eingearbeitet sind, die Piste wird aber mit der Zeit immer kleiner, bis keine Planierspuren mehr zu sehen sin. Nur die Bachquerungskonstrukte dienen noch als Anhaltspunkte auf den richtigen Weg. Zwischendurch verabschiedet sich noch die Gangschaltung, die Kabelhülle am Schaltwerk bricht auf, so dass das Kabel Spiel hat (die oberen Gänge können also nicht mehr erreicht werden, schlecht für bergauf). Eine sehr provisorische Reparatur mit einer Konusschraube als Manschette bringt aber Abhilfe. Die Piste wird immer noch kleiner, so dass ich bei Einheimischen der Sicherheit halber noch nachfrage, doch schon geht es zum Schlusssteilstueck bis die Fahrspuren enden, hier verzweigen sich die Pfade, nach rechts geht es zu kleinen Schnellen, geradeaus auf eine Lianenbruecke, die ich ausprobiere. Das Blech macht einen wenig vertrauenserweckenden Eindruck, ob das auch noch das Rad hält? Weiter unterhalb scheint der Fall zu sein, dorthin geht der linke Pfad, ich checke ihn aus. Man kann nach einer kleinen Flussquerung direkt über den Fall (eine kleine Felsinsel zwischen 2 Strängen) gehen und hat einen grandiosen Tiefblick und Aussicht auf die Schlucht, WOW, wirklich absolut beeindruckend.
Sieht schon mal gut aus, das Vorgeplänkel
Blick flussabwärts, dort ist eine Hängebrücke
mit baufälligem Aufgang
Der Abbruch scheint näher zu kommen
Hier gehts runter
Das ist nur der kleine linke Fall
Hier noch die zwei rechten Stränge mit mehr Wasser
kriegt man irgendwie schlecht auf ein Photo
Blick flussabwärts, wenn man es weiss, kann man noch einen weiteren Fall ausmachen
Blick senkrecht nach unten
Und nochmal die Einlaufzone
und die Auslaufzone
Der Fluss ist so seicht, dass man durchschieben kann
Da die Querung über die Brücke recht beschwerlich aussieht, kommt mir eine Alternative in den Sinn, einfach durch den Fluss zu schieben, der ist so seicht. Die Fälle brauchen wohl nicht viel Wasser fuer die Schönheit. Die Lianenbrücke hat zudem eine steile etwas baufällige Rampe, das wäre auch unangenehm geworden. Das Duchschieben mit hochgehängten Lowridern ist schnell gemacht, irgendwo sieht man sogar eine Vorgängerradspur.
Noch ein Fall, von oben
Man muss sich ganz schön durchkämpfen um einen Blick zu erheischen
Voila, der zweite Fall in seiner ganzen Pracht
Er hätte auch ein schönes Planschbecken (weiter runter komme ich aber nicht)
Der Weg, der relativ frisch freigeschnitten aussieht
Blick ins Tal
Nun wird nochmals versucht den Fall Nr. 1 in seiner Totale zu sehen
Dazu muss man ordentlich im Busch rumlaufen
und auf Bäume kraxeln
anderer Baum, bessere Sicht
Ausblick mit Absturzgefahr, es geht dann recht steil runter und das Grünzeug hebt irgendwie weniger als in den Alpen
Nun muss ich nur noch den Weg auf der anderen Seite finden, man sieht den LP-Pavillon, da muss wohl die Strasse sein. Daher schiebe ich nach links in Richtung Pavillon, der Weg macht aber einem kleinen Tal folgend eine Kurve und geht genau weg vom Fluss und damit leider auch vom Pavillon. Leider ist das wieder so ein Tragschiebepfad und kostet damit einigen Schweiss, zumal ja nicht klar ist, wann die Autospuren kommen. Nachdem der Pavillon zu entschwinden droht lasse ich das Rad stehen (wenn sich der Weg nämlich als Sackgasse entpuppt ist das doppelt ärgerlich wegen des mühsamen Geschiebes) und gehe in Aufklärungsmission einen kleinen Pfad, der in die Richtung des Pavillons führen sollte. Beim Pavillon hoffte ich eigentlich auf eine Menschenseele, nachdem mir da ein Guardien angekündigt worden war, der den Pavillon beaufsichtigt und auch gut auf den ganzen Schleichwegen am Wasserfall führen sollte. Irgendwie macht der Pavillon aber einen denkbar verlassenen Eindruck, zudem hatte ein kleiner Buschbrand nicht nur dem Gras zugesetzt sondern anscheinend auch ein paar von den kleinen Hütten am Pavillon, an einem Baumstumpf schwelt es noch leicht vor sich hin, hat also gerade erst gebrandt. Da scheint wohl jemand brandgerodet zu haben, eventuell um die Sicht frei zu bekommen. Letzteres Ziel wurde leider nicht erreicht, die Wasserfälle sind immer noch relativ schwierig zu sichten, da immer viel Vegetation im Weg ist. Nun hatte ich eigentlich erwartet am Pavillon eine Piste zu finden, auf der ich dann wieder auf die Hauptpiste fahren könnte, leider gibt es hier auch nur kleinere Pfade. Einen Pfad, der nach Südwest also talparallel zielt, folge ich ein Stück, dann geht es recht steil den Hang runter. Der Pfad ist freigeschnitten, also folge ich mal meiner Neugier. Unten ist dann ein Wasserfall zu sehen. Moment, dass ist ja gar nicht der Wasserfall von vorhin, scheint also noch einen zu geben. Andererseits ist es auch nicht der Wasserfall von Kambadaga, den ich in Pita auf den Photos des Restaurantbesitzers gesehen hatte, daher kombiniere ich, dass es wohl noch einen Dritten gibt. Wenn man talab schaut, dann könnte man auch den Eindruck bekommen, dass das Wasser nochmals einen Hopps machen muss. Irgendwann ist der Pfad aber auch zu Ende, nämlich dort, wo es zu steil ist weiter runter zu gehen, ein Klettersteig über die Felsen ist leider nicht eingerichtet. Aber recht nett ist der zweite Fall doch anzuschauen, er spaltet sich nicht in mehrere Fälle auf, sondern hat eine einheitliche Wasserwand, die nach unten in ein schön grosses Becken mündet. Nun hatte ich immer noch keine Piste gefunden, und da auch kein offensichtlicher Weg zum dritten Wasserfall führte, ging es zum Pavillon zurück. Von dort kann man nochmals einen Blick auf den ersten Wasserfall bekommen, allerdings muss man sich dazu nochmals ein bisschen in den Busch (etwa wie Machia bei uns) begeben und versuchen irgendwo aus dem Grün ein gutes Guckloch zu bekommen um möglichst viel vom Wasserfall zu sehen. Je weiter man vor geht, desto steiler wird das Gelände allerdings und sehr fest ist der Untergrund auch nicht. Nach dieser kleinen Erkundigung geht es zum Rad zurück. Es ist schon der Hammer hier, solch schöne Wasserfälle für sich alleine zu haben, was für ein Kontrast im Vergleich zu Iguazu. Man kann hier also richtig seinen Entdeckergeist ausleben, wobei ich ja eigentlich froh um einen Menschen gewesen wäre, den ich nach der Piste fragen hätte können. Nachdem also beim Pavillon kein Weg weiter ging dachte ich mir, dass ich wohl einfach den eingeschlagenen Weg ein bisschen weiterschieben müsste um dann auf die Piste zu kommen. Es war weiterhin mühsam und das Rad eckte immer irgendwo an, so dass Lowridertaschen gute Schleifspuren (Löcher) haben. Zu allem Überfluss verabschiedete sich noch der Kettenschutzring an der Kurbel, zumindest die Kettenblätter verbogen sich nicht. Und irgendwann hing auch das Pedal, so dass am Pedalhaken eine Niete riss, und sich das Band löste.
Endlich treffe ich jemanden, ein halbes Dutzend Frauen mit einigem Volumen auf dem Kopf kommen bergab, leider ohne Französischkenntnisse, aber irgendwie scheinen sie mich mit dem Fahrrad deplaziert zu finden und haben wohl Zweifel ob ich da weiterkomme. Seis drum, ich schieb weiter. Der Weg wird nicht besser und das Gelände voran eher Wanddurchsetzt. Nun kommt mir doch ein kleiner Geistesblitz, leider verspätet, ich hatte das Gelände auf der anderen Seite (am Ufer rechts) der Hängebrücke nicht gecheckt (Horst hatte ja eigentlich die Hängebrücke und die Autos recht nah beieinander beschrieben). Der richtige Weg könnte ja auch nach rechts gehen, wäre auch logisch. Nach kurzem Photocheck (die Aufnahmen sagen mir aber auch nicht ob der Gegenhang dort leichter ist) kehre ich also um. Nerv, der Weg ist nicht weniger beschwerlich geworden, daher lasse ich das Rad stehen um zu Fuss den Weg zu erkunden, an der Brücke vorbei, ein paar 100 m weiter sehe ich auf einmal an der Stelle, an der ich vorher gepicknickt hatte ein paar Kinder baden und fischen. Einer kann sogar Französisch und meint, die Strasse kommt doch eher beim rechten Weg (dann wäre die Umkehr also richtig). Also wird das Rad tragend zum Badeplatz gebracht und nachdem trotz später Stunde die Kleidung klatschnass ist, wird noch ein Bad genommen. Das Wasser ist wirklich angenehm frisch hier. Danach ging es weiter um eventuell noch bis zum Fahrweg zu gelangen. Der Junge hatte was von 3 km gesagt, aber ich sehe schon nach wenigen Metern, dass hier Fahrspuren sind. Ah super, hier scheinen also die Touristen üblicherweise alle hinzufahren, das sollte also die Stichpiste von der Telimelestrecke sein. Nur wie die Franzosen hier mit einem Espace runter sind ist mir auch fraglich (Horst hatte erzählt, sie hätten sie getroffen und sie hochschleppen müssen).
Die Frauen können mir leider nicht den richtigen Weg sagen, oder besser gesagt, ich kann mich nicht verständigenOb man hier wohl durchkommt mit dem Rad? Die Felsen im Hintergrund sehen ungut aus
Nachdem auch eine Flasche bei der Schiebeaktion verschwunden ist, wird das Wasser langsam knapp, ich hoffe also auf einen Pumpbrunnen. Als ich im ersten Dorf auf dem Weg einen ebensolchen sehe fülle ich also gleich nach und da es schon spät ist, frage ich gleich ob ich nicht bleiben kann. Es wird mir ein ganzer Salon angeboten, aber ich nehme mit der Terrasse vorlieb. Es ist wirklich toll, wie freundlich und hilfsbereit die Leute hier sind, es wird auch Essen (Papaya und Orangen) angeboten, aber Essen mag ich hier nicht annehmen. Am Abend kommen immer wieder neugierige Kinder vorbei, die aber nicht aufdringlich sind, sondern mit denen man nette kleine Unterhaltungen führen kann. Ich kann am Abend noch die Niete reparieren und finde nun auch endlich eine Lösung für die Ortliebtasche. Es geht wieder einmal ein intensiver Tag zu Ende.
Gefunden, der richtige Weg scheint das zu sein, zumindest sind hier Fährten von Zweispurfahrzeugen zu sehen
Was für ein Luxus, ich habe den Gemeindesalon für mich allein
Schöne Abendstimmung in einem sympathischen Dorf

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