Ali schlug mir noch einen Weg vor, der von Ouadane, besser gesagt von der Nachbaroase Tenlabbe direkt zu diesem schönen Ort gehen sollte. Von Tazazmout sollte man dann über Jreif bis Atar fahren können. Allerdings meinten die meisten anderen Füehrer, dass der Weg zu steinig sei und für ein Rad völlig unmöglich sei und überhaupt würde ich mich sicher verfahren, es gäbe so viel Abzweige dort ( ich würde also nur zu einem Ort namens Azilal kommen, dort gibt es kein Wasser, aber es wäre so eine Art Regenfeldbau dort) und der Weg runter vom Hochplateau soll nicht mehr fahrbar sein, weil durch Regen abgeschwemmt.
Am späten Nachmittag mache ich mich also nach Tenlabbe auf um den Weg auszuchecken, ich nehme den Umweg, der direkte Weg wäre sehr sandig. Tenlabbe ist finde ich noch schöner als Ouadane gelegen in einer schluchtartigen Landschaft, scheint auch eine grössere Oase zu sein, als Ouadane. In Tenlabbe frage ich noch nach dem Weg und finde den Einstieg gut, für das erste Stück sollten mir auch noch die Tracks von Mauretanien helfen, die ich mir noch vorher in mühsamer Prozedur auf das GPS geladen hatte. Der restliche Weg und auch der Abzweig waren aber nicht drauf und auch in der Karte nicht eingezeichnet. Nach einer Nacht am Plateau kurz hinter der Oase mache ich mich voller Spannung auf und schaue nach den richtigen Abzweigen, viel befahren ist die Strecke wohl in der Tat nicht. Nach nicht einmal 20 km nehme ich an einer Abzweigung die linke Route, die sieht befahrener aus und scheint in die richtige Richtung zu gehen. Die Route ist bis auf ein paar sandige Stellen in der Tat gut zu befahren, es wird auch immer bewachsener.
In der Kies/Steinebene tauchen verblichene Grasfelder auf
Jetzt wird es auf einmal recht grün, wo befinden wir uns gerade? Wohl nicht in der Wüste
Allerdings ist die Vegetation schon im Herbst angelangt und daher trocken, lustig ist es durch ganze Ansammlungen von so leichten Pflanzenballen, wohl Samen, zu fahren, doch nach einer guten Stunde stelle ich frustriert fest, dass da Gebäude kommen und auch so etwas wie Felder mit hohen Stauden, die Führer in Ouadane hatten also doch Recht und ich hatte nur diesen Regenfeldbau gefunden. Ich fahre noch ein bisschen weiter und kehre dann um, will aber die 13 km nicht zurückfahren und dann wieder über try and error probieren, daher wende ich spontan noch einmal und versuche einer schwache Spur zu folgen, die aber irgendwo im nichts endet, nicht weit weg sehe ich einen Zaun, der das ganze Gelände eingrenzt, der ist recht hoch und mit Stacheldraht abgeschlossen.
Frust, sieht irgendwie nach einem Feldbau aus, das muss das Azilal sein, der Ort an den ich eigentlich nicht sollte
Kleine Trotzreaktion, nachdem der richtige Weg verpasst wurde, geht es querfeldein weiter, dazu musste noch der Zaun überwunden werden
Nachdem ich nach einigem Rumgekurve keinen Ausweg finde, kommt das Gepäck runter und alles wird nach und nach über den Zaun geworfen. Mein GPS zeigt mir noch gute 25 km bis zu dem Brunnen von Tazazmout an, den ich als Goto eingestellt hatte, mal schauen, ob ich die richtige Strasse beim Querfeldeinfahren finden kann und dann dort hinkomme. Vom Gelaende weiss ich noch nicht, wie gut ich vorwärts kommen kann. Nach dem eher bewachsenen Azilal kommt wieder eher steinigeres Terrain, bei dem ich teilweise Wildwechseln in die richtige Richtung zu folgen versuche und teilweise schieben muss. Dann gibt es wieder bewachsenere Bereiche, in denen es sich richtig gut fahren laesst. Manchmal kann ich vereinzelten Autospuren folgen, die sich dann wieder verlieren oder in die falsche Richtung ziehen. Ich versuche in Richtung Osten zu tendieren um die von mir dort angenommene Piste (besser gesagt Wegspuren) zu finden. Nach einiger Zeit hat der Vorderreifen einen Platten, also Schlauch gewechselt und weiter, auch hier kommt nun Antiplatt rein. Leider zeigt nun auch der Hinterreifen Ausfallerscheinungen, auch hier kommt ein neuer Schlauch rein, ich betrachte den Mantel und sehe, dass dort unzählige Pflanzenstachel stecken, die werden nun an beiden Reifen mühsam herausgezogen und weiter geht es, kurz darauf ist wieder der Vorderreifen dran, nun muss ich mangels Schlauch flicken, es sind gleich 3 Löcher und weiter geht es. Am Abend sollen dann die anderen Schläuche geflickt werden, dabei stelle ich fest, dass ich Glueck hatte und die drei Löcher nur Zufall waren (d.h. dass es nicht mehr waren), insgesamt flicke ich an dem Tag 20 Löcher. Nach einiger Zeit sehe ich, dass ich auch so vorwärts komme und die Entfernung sinkt auf unter 15 km und bis auf 10 km, dabei erwarte ich jeden Moment die Piste zu finden und halte nach Wegzeichen aussschau, die entpuppen sich dann aber leider immer wieder als Vegetation. Aber es ist schon ein tolles Gefuehl so völlig ohne Weg durch die Landschaft zu heizen, wahrscheinlich wie im Wilden Westen auf dem Pferd. Zwischendurch sieht man manchmal menschliche Hinterlassenschaften, Steinwälle, Feuerstellen (es soll hier auch neolithische Feldanlagen geben) und manchmal auch Benzinfässer, aber alles ohne weiterführende Wege oder Wagenspuren.
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