Montag, 22. Dezember 2008

Wir betreten Wege die wir noch nicht kannten

Abendstimmung zwischen Ouadane und Tenlabbe
Kurz vor Tenlabbe
Von El Beyyed nach Tazazmout sollte es demnach recht sandig zugehen, aber man könne ja von El Beyyed ein Stück zurückfahren und über das Plateau nach Tazazmout fahren, der Weg nach El Beyyed am Guelb Richard entlang sollte an sich kein Problem sein, dafür hatte ich eine gute Beschreibung, dort sollte wohl nur kurz ein bisschen Sand sein, Ali meinte was von 3 km.Die Oase Tenlabbe ist wirklich schön in einem ordentlich eingeschnittenen Tal gelegen
In Tenlabbe, vor dem Hochplateau
Ali schlug mir noch einen Weg vor, der von Ouadane, besser gesagt von der Nachbaroase Tenlabbe direkt zu diesem schönen Ort gehen sollte. Von Tazazmout sollte man dann über Jreif bis Atar fahren können. Allerdings meinten die meisten anderen Füehrer, dass der Weg zu steinig sei und für ein Rad völlig unmöglich sei und überhaupt würde ich mich sicher verfahren, es gäbe so viel Abzweige dort ( ich würde also nur zu einem Ort namens Azilal kommen, dort gibt es kein Wasser, aber es wäre so eine Art Regenfeldbau dort) und der Weg runter vom Hochplateau soll nicht mehr fahrbar sein, weil durch Regen abgeschwemmt.
Am späten Nachmittag mache ich mich also nach Tenlabbe auf um den Weg auszuchecken, ich nehme den Umweg, der direkte Weg wäre sehr sandig. Tenlabbe ist finde ich noch schöner als Ouadane gelegen in einer schluchtartigen Landschaft, scheint auch eine grössere Oase zu sein, als Ouadane. In Tenlabbe frage ich noch nach dem Weg und finde den Einstieg gut, für das erste Stück sollten mir auch noch die Tracks von Mauretanien helfen, die ich mir noch vorher in mühsamer Prozedur auf das GPS geladen hatte. Der restliche Weg und auch der Abzweig waren aber nicht drauf und auch in der Karte nicht eingezeichnet. Nach einer Nacht am Plateau kurz hinter der Oase mache ich mich voller Spannung auf und schaue nach den richtigen Abzweigen, viel befahren ist die Strecke wohl in der Tat nicht. Nach nicht einmal 20 km nehme ich an einer Abzweigung die linke Route, die sieht befahrener aus und scheint in die richtige Richtung zu gehen. Die Route ist bis auf ein paar sandige Stellen in der Tat gut zu befahren, es wird auch immer bewachsener.
Auf dem Hochplateau geht es flach und ohne Orientierungszeichen los
In der Kies/Steinebene tauchen verblichene Grasfelder auf
Jetzt wird es auf einmal recht grün, wo befinden wir uns gerade? Wohl nicht in der Wüste
Jetzt bedecken Sammenbällchen die Piste, der letzte Regen hat ganze Arbeit geleistet
Allerdings ist die Vegetation schon im Herbst angelangt und daher trocken, lustig ist es durch ganze Ansammlungen von so leichten Pflanzenballen, wohl Samen, zu fahren, doch nach einer guten Stunde stelle ich frustriert fest, dass da Gebäude kommen und auch so etwas wie Felder mit hohen Stauden, die Führer in Ouadane hatten also doch Recht und ich hatte nur diesen Regenfeldbau gefunden. Ich fahre noch ein bisschen weiter und kehre dann um, will aber die 13 km nicht zurückfahren und dann wieder über try and error probieren, daher wende ich spontan noch einmal und versuche einer schwache Spur zu folgen, die aber irgendwo im nichts endet, nicht weit weg sehe ich einen Zaun, der das ganze Gelände eingrenzt, der ist recht hoch und mit Stacheldraht abgeschlossen.
Frust, sieht irgendwie nach einem Feldbau aus, das muss das Azilal sein, der Ort an den ich eigentlich nicht sollte
Kleine Trotzreaktion, nachdem der richtige Weg verpasst wurde, geht es querfeldein weiter, dazu musste noch der Zaun überwunden werden
Nachdem ich nach einigem Rumgekurve keinen Ausweg finde, kommt das Gepäck runter und alles wird nach und nach über den Zaun geworfen. Mein GPS zeigt mir noch gute 25 km bis zu dem Brunnen von Tazazmout an, den ich als Goto eingestellt hatte, mal schauen, ob ich die richtige Strasse beim Querfeldeinfahren finden kann und dann dort hinkomme. Vom Gelaende weiss ich noch nicht, wie gut ich vorwärts kommen kann. Nach dem eher bewachsenen Azilal kommt wieder eher steinigeres Terrain, bei dem ich teilweise Wildwechseln in die richtige Richtung zu folgen versuche und teilweise schieben muss. Dann gibt es wieder bewachsenere Bereiche, in denen es sich richtig gut fahren laesst. Manchmal kann ich vereinzelten Autospuren folgen, die sich dann wieder verlieren oder in die falsche Richtung ziehen. Ich versuche in Richtung Osten zu tendieren um die von mir dort angenommene Piste (besser gesagt Wegspuren) zu finden. Nach einiger Zeit hat der Vorderreifen einen Platten, also Schlauch gewechselt und weiter, auch hier kommt nun Antiplatt rein. Leider zeigt nun auch der Hinterreifen Ausfallerscheinungen, auch hier kommt ein neuer Schlauch rein, ich betrachte den Mantel und sehe, dass dort unzählige Pflanzenstachel stecken, die werden nun an beiden Reifen mühsam herausgezogen und weiter geht es, kurz darauf ist wieder der Vorderreifen dran, nun muss ich mangels Schlauch flicken, es sind gleich 3 Löcher und weiter geht es. Am Abend sollen dann die anderen Schläuche geflickt werden, dabei stelle ich fest, dass ich Glueck hatte und die drei Löcher nur Zufall waren (d.h. dass es nicht mehr waren), insgesamt flicke ich an dem Tag 20 Löcher. Nach einiger Zeit sehe ich, dass ich auch so vorwärts komme und die Entfernung sinkt auf unter 15 km und bis auf 10 km, dabei erwarte ich jeden Moment die Piste zu finden und halte nach Wegzeichen aussschau, die entpuppen sich dann aber leider immer wieder als Vegetation. Aber es ist schon ein tolles Gefuehl so völlig ohne Weg durch die Landschaft zu heizen, wahrscheinlich wie im Wilden Westen auf dem Pferd. Zwischendurch sieht man manchmal menschliche Hinterlassenschaften, Steinwälle, Feuerstellen (es soll hier auch neolithische Feldanlagen geben) und manchmal auch Benzinfässer, aber alles ohne weiterführende Wege oder Wagenspuren.
Irgendwie sieht das mehr nach Prärie, als nach Sahara aus, YpieeiehNach einigen km tauchen auch wieder Bäume und sogar ein paar Benzinfässer auf, nur keine Fahrwege
Hier lässt es sich deutlich besser rollen als am Anfang der Querfeldeinstrecke
Trotzdem bin ich natürlich etwas angespannt, den richtigen Weg zu finden und vor allem dann auch einen Weg vom Plateau runter zum Brunnen, irgendwie müssen 300 m überwunden werden. Am Schluss bin ich froh, dass die Vegetation wieder spärlicher wird und ich über Kiesflächen fahren kann, das gibt weniger Plattenwahrscheinlichkeit. Und irgendwann sehe ich dann die Anzeichen für den Steilabbruch, es wird steiniger und ich mache die Exploration erst einmal zu Fuss.
Juhui zum ersten, das Plateau scheint bald ein Ende zu haben, hoffentlich komme ich die Steilstufe dann auch runter
Erster Ausblick auf die gigantische Landschaft entlohnt für die Mühen
Am Abbruch stehend fällt mir eine kleine Schlucht auf, die ich für einen Bachlauf halte, bei genauer Betrachtung entpuppt es sich aber als der Eselspfad, der runter führen soll, ich kann mir nicht vorstelln, dass hier jemals ein Auto fahren konnte, es sei denn auf der letzten Fahrt (Flug). Ich finde auch sonst nirgendwo Spuren von Fahrzeugen. Aber der Einstieg in den Abstieg ist mit Steinmännern gekennzeichnet. Die nächste Herausforderung ist nun, Ross und Reiter runter zu bringen. Aber kurz geniesse ich auch die wirklich atemberaubende Aussicht, mit Felsabbruch und den Riesenduenen; die ganz nahe kommen, dazwischen nur ein paar hübsch gelegene Akazien. Das Gepäck lasse ich am Rad, tue nur alle Wasserflaschen und schweren Sachen , wie Essen und Werkzeug in den Rucksack und komme dann halb tragend halb schiebend den wirklich grob gerölligen Pfad langsam runter. Schlechte Erfahrungen diesbezülglich konnnte ich ja schon am Pfitscher Joch sammeln, als beim Herunterschieben in ähnlichem Gelaende bei Wochenendgepäck der Boden des Lagers der Hinterradnabe durchbrach, das wäre hier ungünstig.
Was ich zuerst für eine Gewässerrinne hieltentpuppt sich als der Eselspfad, auf dem die Steilstufe ausnahmsweise überwunden werden kann
Ausnahmsweise ist der Weg mal zu erkennen
Blick nach Osten, Richtung El Beyyed, ob der Weg doch gegangen wäre?
Der Felskopf von Tazazmout, irgendwo am Fusse muss der Brunnen sein
Ordentlicher Höhenunterschied an der Steilstufe
Wann hat denn das Blockgeröll und damit das Schieben mal ein Ende?
Nach einer guten Stunde bin ich halbwegs unten und schiebe noch ein bisschen bis ich wieder auf radelbarem grund bin, jetzt soll der Brunnen nur noch knapp 2 km weg sein. Zu meiner Freude sehe ich dann auch noch ein Nomadenzelt am Platz, bei dem ich mich gleich nach dem Brunnen erkundige, mir wird die Richtung grob gezeigt, ich finde den Brunnen aber nicht, macht nichts denke ich, ich kann ja auch beim nächsten Brunnen übernachten, Tazazmout hat 2 Brunnen, den Es Sehrir und den El Kebir. Die Nomadenfrau schickt mir aber noch ein Kind, welches mich tatsächlich zum Brunnen führt, nur ein sehr kleines mit Steinen gefasstes Wasserloch, bei dem nur ein kleines Steinmänchen herausragt um den Brunnen anzuzeigen. Das Wasser ist in ca. 3 m Tiefe. Nachdem das Entkeimen mit dem Filter ewig dauert beschliesse ich hier zu übernachten. Da das Wasser recht tonhaltig ist, muss ich nach je 2 l den Filter auseinandernehmen und Putzen, das ist mühsam, zu allem Überfluss spritzt das Wasse nun noch oben an der Pumpenstange heraus, beim auseinandernehmen sehe ich, dass der Gummiring kaputt gegangen ist, zum Glück war in der Filtertasche noch ein Ersatzring, nun geht es weiter, insgesamt filtere ich 11 l. Gut dass ich das doch hier gemacht habe, denn den anderen Brunnen habe ich am nächsten Tag nicht gesehen und dort waren keine Nomaden, recht erschöpft schlafe ich erst sehr spät nach einer langen Flickaktion ein.
Der Abstieg ist hinter sich gebracht, jetzt geht es vor zu den Riesendünen
Ein einsames Nomadenzelt findet sich in Tazazmout
Hier irgendwo soll der Brunnen sein
Langsam geht die Sonne unter, die Dünen strahlen noch vor sich hin
Juhui, da ist er ja, der Brunnen

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