Samstag, 13. Dezember 2008

Rückenwind

Typische Landschaft der Westsahara, leicht flach
Gestern bin ich gut in Nouadhibou eingetroffen und warte nun auf den Zug nach Choum.
In Laayoune habe ich tatsächlich noch einen Supermarkt gefunden, das ist insofern etwas besonderes, weil man im Laden normalerweise nur an der Theke steht und auf die Sachen zeigt, die man braucht. So bin ich dann sogar zu etwas ähnlichem wie Gummibärli gekommen und zu einem Minzsirup. An der Ausfahrt wäre dann sogar so ein riesen Supermarkt ala Europa mit Parkplätzen gewesen aber der war dicht, da ja das grosse Hammelfest immer noch am Steigen war. Im Prinzip wirkt das bis heute nach, da die Leute alle für mehrere Tage nach Hause gefahren sind und daher auch im Süden wenig los ist. Für mich war das natürlich super, weil auf der Strasse dadurch wenig Verkehr war. Ich kann also nicht sagen wer diese Strasse sonst noch nutzt, ausser den Radfahrern, von 8 Stück wurde mir von einem polnischen Anhalterpärchen in Laayoune berichtet, die aber alle schon weit im Süden wären. Ansonsten wird die Strasse vom Militär benutzt und von Wohnmobilisten, hinter Laayoune hatte mich ein älteres allgäuer Pärchen überholt, und einen Plausch gehalten. Die wollten nach Mali, das geht für die Womos mittlerweile gut, da alles geteert ist, irgendwo habe ich sie wohl wieder überholt und bin nun vor ihnen über die Grenze. Ansonsten fahren noch viele Schieber runter um Autos in Mali und Co zu verticken. Auch die Einheimischen z.B. aus Guinea gehoeren dazu, viele arbeiten in Spanien oder Frankreich und nehmen so auf dem Weg nach Hause ein Auto und lauter Graffel wie Kühltruhen mit.
Zum ersten Mal ist Dakar angeschrieben, das ist aber gar nicht mein Ziel (das kenne ich noch nicht)
Hinter Laayoune hatte ich mich kurz mit einem Guineaner aus Conakry unterhalten, der in Almeria arbeitet, er meinte er braucht noch 5 Tage bis runter. In Almeria hatte ich damals sehr viele Afrikaner beim inskribieren gesehen, die haben mittlerweile einen Aufenthalterstatus und arbeiten dort vor allem in den Glashäusern. Nachdem er mir von Schnee un dergleichen erzählte war ich gleich mal interessiert, später konnte mir aber niemand einen Schneefall in Guinea bestätigen.
Hinter Boujdour, einsame Strände
Die Etappen südlich von Laayoune fallen immer länger aus, da der Wind hier auch besser wehte, der NE-Passat ist in der Tat sehr zuverlässig, so konnte ich jeden Tag über 200 km fahren, obwohl die Tage nicht übermaessig sind und man bei den wenigen Tankstellen immer mal stoppt und einen Tee nimmt oder auf Fleischspiesse eingeladen wird, dabei war ich noch zurückhaltend bei den Einladungen, die Leute haben ja nicht gerade viel.
Abendstimmung, das Zelt wird im Windschutz einer Barackenruine aufgebaut
Südlich von Dakhla, an welchem ich trotz seiner schönen Lage vorbei gefahren bin (die 50 km Gegenwind bei der Rückfahrt zur Hauptstrasse erschienen mir zu lästig), soll man dann auf Minen aufpassen, die Marokkaner, die ja als Besatzungsmacht der Westsahara die Spanier abgelöst haben, müssen hier wohl einige Minen verbuddelt haben. Im Hinterland soll das noch schlimmer sein, da liegen die wohl kreuz und quer. Zumindest warnen einige verblichene Schilder vor Minen, sofern man noch etwas darauf erkennen kann. Die guten Schilder werden anscheinend von deutschen Touris als Souvenir verwendet. Zumindest erzählte mir ein britischer Minensucher später, dass er auf seiner Anreise nach Guinea-Bissau auf deutsche Touris getroffen war, die ihm stolz ihre Trophäen zeigten, der Anschiss des Vorgesetzten (der auch dabei war) muss historische Dimensionen angenommen haben. Die Marokkaner haben jedenfalls auch Angst vor Minen, so haben sie den Briten auf seinem Motorrad gestoppt und gemeint er könne dort nicht fahren weil da Minen lägen, als er die alte Teerstrasse südlich von Dakhla genommen hatte, die gibt es hier tatsächlich noch über weite Strecken, mir war der Zustand, aber im Gegensatz zu weiter nördlich, zu schlecht.
freundlicher Hinweis, die Strasse bitte nicht zu verlassen
Polizeisperren gibt es auch, aber nicht übermässig, die Autofahrer empfehlen sich einen Zettel (Fiche) mit allen persönlichen Angaben auszufüllen und dann immer abzugeben. Das scheint sich schon so eingebürgert zu haben, dass die Polizisten etwas unwillig sind, wenn man keinen Fiche dabei hat. Allerdings habe ich ihnen den Gefallen nicht getan, die sollen das Schreiben nicht verlernen, und als Radler hat man ja Zeit und kann dann auch kurz Paue machen an der Sperre.
Die Landschaft ist in der Tat wenig spektakulär, man könnte fast den legendären Spruch anwenden, es gibt keine, aber für mich ist das eben auch eine Art Landschaft. Ein paar wenige Dünen sieht man und vor Laayoune traversiert man noch ein paar Wadis. Danach kommt dannn höchstens mal eine kleine Erosionslandschaft und ein paar Dünen.
Der Weg ist gepflastert mit der Werbung für einen gewissen Camping Sukuta (noch wusste ich nicht, dass ich da auch noch hin fahren würde)
Fast schon die spannendste Landschaft der Westsaharastrecke
Die Orte an der Strasse bieten wirklich wenig, von den wenigen, die existieren sind einige noch nicht bewohnt, das sind dann feine Neubauten, die auf die Sauhris oder Marokkaner warten, ansonsten sind die Tankstellen wichtige Wegpunkte, aber nicht jede hatte Wasser in der Flasche.
Die letzte Nacht vor der Grenze habe ich noch mit einem Österreichischen Oberschieber und 2 Portugiesen verbracht. Die Portugiesen, die mit dem Rucksack nach Guinea-Conakry (im Gegensatz zu Guinea Bissau, in Portugal steht Guinea einfach für Bissau, daher der Zusatz Conakry für das andere Guinea) unterwegs waren hatte ich vorher schon an einer Tanke getroffen. Sie schwärmten mir von Bissau und Guinea vor, so dass ich, nachdem sie ja nicht die ersten waren, die die Länder als lohnenswert beschrieben, die Guineas jetzt stärker auf dem Radar hatte, man könnte ja einen Schlenker über sie machen. Das auswärtige Amt rät zwar seit Jahren ab, weil mal ein Generalstreik war, aber man hört schon von anderen Reisenden, dass die Leute sehr nett sein sollen. Der Österreicher wollte noch einen 1113 Mercedes-Truck im Niger verticken und hat ein paar wilde Schieberstorrys auf Lager gehabt, von Gefägnis ueber üpige Cadeaus hin zu Reinfällen. Aber üblicher Weise ist das eher eine Art Urlaub zu machen, ein Auto in Europa kaufen und in Afrika teurer verkaufen deckt Sprit und Rückflug. Der Markt ist allerdings eng geworden, da viele Autos mittlerweile auch nach Osteuropa gehen, früher konnte man vom Schieben wohl noch recht gut leben. Daher hat der Österreicher das auch eher als Urlaub aufgefasst, normalerweise arbeitet er an irgend einem längeren Eisenbahntunnelprojekt in Pakistan.
Nicht viel schneller als das Rad, ein 1113 auf dem Weg in den Niger
Die Grenze ging dann am Folgetag sehr schnell, man hatte mich vor mindestens 2,5 h bei den Marokkanern gewarnt, aber es ging unter einer Stunde. Mauretanien war noch schneller.
Die 4 km dazwischen ist dieses Niemandsland, in dem auch noch Minen sein sollen, man fährt über recht felsiges Terrain und durch den Wind verwehen die Spuren recht schnell, daher muss man gut schauen wo man langfährt. Die Motorradfahrer scheinen das Gelände zumindest nicht zu lieben, vor mir legt es gerade einen und ich höre auch von anderen, dass es sie im Niemandsland gelegt hat.
Im Niemandsland zwischen Marokko und Mauretanien
Das muss wohl diese spanische Strasse sein, von der immer erzählt wurde (im Niemandsland zwischen Marokko und Mauretanien)
Fischer in Nouadhibou am Einbringen der Boote und Ladung
Erste Begegnung mit dem Erzzug, der gerade vollbeladen aus dem Landesinneren zurückkommt
Von Nouadhibou geht jetzt der schwere Erzzug weiter ins Landesinnere. Ich wollte noch eine Kette wechseln, aber hier gibt es keine 7fach Ketten, muss halt die Ersatzkette dran glauben.
Aussicht auf den angeblich grössten Schiffsfriedhof der Welt (hauptsächlich Fischtrawler)
Ja, in Nouadhibou ist es mindestens genauso windig wie in der Westsahara, das musste dieser Mercedes gerade am eigenen Leibe erfahren

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