In Nouadhibou wurden noch alle Vorräte aufgefüllt, es ist zwar nicht ganz günstig und die Auswahl auch nicht übermässig, aber in Choum gibt es wohl noch weniger. Für das Wasser kam zum ersten Mal der Katadyn Kombi-Filter in Aktion, Cola ist hier recht teuer, auf den Flaschen steht auch der günstige Dirham-Preis, die muss also aus Marokko importiert werden. Die Vorräte werden auf mindestens 3 Tage bemessen, irgendwo schwirrte da im Hinterkopf ein Reisebericht, der sagte man solle für Choum-Atar den Geländewagen nehmen oder 3 Tage für 120 km berechnen. Beim fertigmachen für den Zug bemerke ich noch eine Unebenheit im Hinterrad, beim näheren betrachten stellt sie sich als eine kleine Flankenbeschaedigung des Marathon XR durch irgend eine spitze Scherbe heraus, dabei hat er noch nicht mal 6000 km runter, für die harten Pistenstrecken kommt daher ein neuer Mantel drauf. Ich wechsle also schnell noch den Mantel und die Kette dazu, kann also gleich auch noch das Antiplattband einsetzen, welches bei Ebay für die angeblich so bösen Akaziendornen erworben wurde. Der lädierte Hinterreifen wandert in die Radtasche, den kann ich als Notlösung immer noch verwenden, nach der Erfahrung mit der Kette, bin ich hier nicht überzeugt schnell einen akzeptablen Ersatzreifen zu finden.
Meinem Radfahrerkollegen Dominik aus Polen ist das allerdings gelungen. Am Campingplatz hatte ich noch drei Radfahrer getroffen, die auch gerade von Marokko heruntergekommen sind, zwei Franzosen auf Welttournee und ein Pole auf Westafrikafahrt. Die Franzosen wollen rasch nach Dakar um ihren Flieger nach Buenos Aires zu nehmen, ein bisschen neidisch bin ich da schon, aber hier ist es auch super. Zumal ich ja nicht die Küstenstrecke nach Nouakchott fahren möchte. Von Dritten erfahre ich da noch, dass der Zug nun doch nicht geht. Das stellt sich aber als Ente heraus, die Franzosen wollten den Zug bis Bou Laonar nehmen um sich 40 km harten Gegenwind zu sparen, aber der Zug hält dort nur selten und heute eben nicht, daher müssen sie sich quälen, entsprechend lang zieht sich die Reisevorbereitung hin, erst am Nachmittag machen sie los.
Der Zug den wir nehmen wollen soll so gegen 19 Uhr abfahren, üblicherweise gehen zwei Züge am Tag Richtung Zuerat, aber nicht immer mit Passagierwagen. Die Tickets kann man vorher kaufen. Ich mache also so gegen 17 Uhr zum Bahnhof los, unterwegs will ich noch den Schiffsfriedhof anschauen, hier in Nouadhibou soll ja der grösste Schiffsfriedhof der Welt sein, es sind allerdings hauptsächlich Fischerboote, deren Rostgerippe teilweise schon gesunken sind und nur noch halb aus dem Meer ragen. Am Camping war übrigens ein Filmteam einquartiert, die algerische Regisseurin dreht einen Film über die Schiffe und ihre Schicksaale, leider hat sie keine Drehgenehmigung bekommen, daher wird nur mit kleinem Equipment und unter dem argwöhnischen Auge der Behörden gedreht.
Den Weg Richtung Bahnhof finde ich noch ganz gut, fahre aber fast an dem kleinen Gebauede vorbei, so unscheinbar ist es. Dort haben sich schon einige Menschen eingefunden, die auf den Zug warten. Ich werde aber gleich mit einer schlechten Nachricht begrüsst, der Zug kommt später, eher so gegen 21 Uhr, die Zeit wird aber gleich auf 22 Uhr raufkorrigiert. Immerhin kann man sich gut mit den Leuten unterhalten, z.B. mit ein paar senegalesischen Musikern, die nach Zuerat fahren um bei einem Festival vorzuspielen, irgendwie muss man ja am Ende der Welt auch unterhalten werden. Zuerat ist eine Minenstadt so ziemlich abgeschnitten vom Rest der Welt, nur die Bahn geht hin , und wohl ein paar Fluege, die Franzosen haben das damals schon eingerichtet um die Eisenerze dort abzubauen. Die Senegalesen wollen im offenen Wagen fahren und versuchen uns (Dominik ist mittlerweile auch da) zu überzeugen, dass das besser wäre, die Diebstahlgefahr im Personenwagen sei zu gross, ständig sollen Leute zusteigen und aussteigen, nur um Sachen zu klauen. Sie wollten die Zugfahrt über musizieren und auch im Wagen auf offenem Feuer etwas kochen.
Bei immer längerer Wartezeit entscheiden wir uns dann tatsächlich in dem offenen Wagen mitzufahren, nur Gregor, der dritte Europäer im Bunde, nimmt den Personenwagen. Es sind sowieso nur noch 2 Schlafplätze frei. Teuer ist es nicht, 3000 Ougya (8-10 €, je nach Wechselkurs) die Liege und 1000 Ougya der Sitzplatz. Der offene Wagen ist dafür gratis, allerdings nicht ganz staubfrei und unbeheizt. Dennoch gibt es natürlich immer wieder Leute, die versuchen den Toubabs (Touristen) Geld für die Fahrt im offenen Wagen abzuknöpfen.
Nachdem der Abfahrtstermin immer weiter nach hinten rückte (Vertröstung: Zug kommt bald), wurde es schon vor der Fahrt kühl. Die Leute scheinen das aber wohl gewohnt zu sein, dass der Zug so unregelmässig abfährt. Gegen 00:15 war es dann so weit, der Zug kommt bald, und war dann auch bald da. Wir haben uns den letzten Wagon vor den Personenwagen genommen. Zu zweit ging das Einladen ganz gut, wenngleich alles hektisch gemacht wird, da man ja nicht gnau weiss wie lange der Zug steht, aber es dürften gute 10 Minuten gewesen sein. Dann kommt der Ruck des 3 km langen Zuges. Das ist wirklich eindrucksvoll, sowohl beim Bremsen, wie beim Anfahren, wie der Lärm des Aneinanderstossens der ganzen Wagen einer Schockwelle gleich rasend auf einen zugeht. Hinundher geworfen wird man dabei nicht so stark, wie auf der Fahrt, die Wagons hüpfen teilweise ganz schön, zumal sie bei der Hinfahrt leer sind (von wegen schwerster Zug der Welt). Der Wagon direkt vor uns hatte wohl einen kleinen Defekt, auf jeden Fall hat der sich sehr stark aufgeschaukelt und ich hatte schon Angst, der springt noch aus den Schienen, zum Glück habe ich das erst in der letzten Stunde bemerkt. Gleich nach dem losfahren richtet man sich für die Fahrt ein, Isomatte raus und Schlafsack raus und hinter die Wand kauern, den Schlafsack und einen Schesch sollte man vor das Gesicht ziehen um möglichst wenig Staub einzuatmen. So geht es durch die Nacht ohne Stop die ersten 6-7 Stunden, am Klo wurde bei den Erzwagen gespart. Durch die späte Losfahrt hatten wir dafür das Glück den Ben Amira bei Tageslicht zu sehen, den grössten Monolith Afrikas, der höher als der Ayers Rock ist.
Lustig sind dann wieder die Stops zwischendurch, bei denen man dann mal kurz runter kann und sich auch der Rest der Passagiere aus den offenen Wagons die Füsse vertritt. Die Senegalesen hatten dann doch vor der Zugfahrt gekocht, Zeit hatten sie ja, wie sie im fahrenden Zug kochen wollten war mir eh schleierhaft. Viel Musik gab es dann auch nicht, die waren wohl auch eher in Deckung vor dem Staub.
Auf der Abfahrt ins Zwischental erwischt es dann Dominik mit einem Platten, nach 1 Stunde kann es wieder weiter gehen, es war so ein gemeines Doppelloch von Dornen. Am Fusse des Passes ist dann erstaunlicher Weise eine Zollstation, also Posten gibt es hier genügend um die Sicherheit zu garantieren, Mauretanien hat in der Aussendarstellung einfach ein kleines Sicherheitsproblem, nach dem Aleg-Zwischenfall (4 tote Franzosen im Süden bei Raubüberfall) hat es die Region übel erwischt, weil nur noch wenige Touristen kamen und auch keine Charterflüge mehr nach Atar gingen. Am Posten kann ich mich noch um ein Cadeau herumreden, beim Warten wurde ich von den Kindern angesprochen, die gerade aus der Schule kommen, aber ich habe einfach nichts dabei, meine Schuhe behalte ich mit dem Hinweis auf die Schuhgrösse. Ein vorbeifahrender französischer Jeep macht es dann aber vor, wie man Cadeauschreier produziert, Fenster runter und Bonbons in die Menge, Bravo.
Um dem Sand der Azougui-Piste zu entgehen fahren wir noch einen Zweiten Pass, der wirklich hübsch angelegt 150 Meter überwindet. Die Azouguipiste soll mittlerweile aber auch sandfrei trassiert sein (was mir am Campingplatz aber gerade nicht bestätigt wird). Hinter dem Pass die nächste Reifenpanne, aber nur bei dem Jeep der uns vorher überholt hat, dem hat das Wellblech den Reifen ordentlich zerfetzt.
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