Am Abend auf dem Weg in die Stadt, war mir noch ein Reiseradler begegnet, Jona, mit dem ich schon Weihnachten in Nuakchott verbracht hatte war am frühen Abend noch auf dem Weg zum Campingplatz. Er sah etwas angestrengt aus, nachdem er mal wieder eine 200 km Etappe hingelegt hatte. Er war über Rosso gefahren, im Senegal ging ihm sogar das Wasser aus, so dass er auf Brunnenwasser zurückgriff. Die Storries zum Grenzübergang konnte er genauso bestätigen, wie andere Reisende die ich getroffen hatte. Man muss die Leute dort schmieren um rüberzukommen, obwohl es eigentlich keine Probleme bereiten sollte die beiden Stempel reinzumachen. So musste Jona sogar noch einmal Geld wechseln um die (inoffizielle) Stempelgebühr zu zahlen. Er hatte sich gegen Diama entschieden, nachdem er auf halbem Weg bemerkt hatte, dass seine Felge Risse hatte. Dabei hatte er mir noch in Nuakchott diese Wunderfelge vorgestellt, die ich noch nicht kannte, die aber noch deutlich besser verstärkt als eine sowieso schon gute Hohlkammerfelge ist (mit noch zusätzlichen X-Querstreben) und auch noch eine grosse Maulweite hat.
Am nächsten Tag komme ich natürlich nicht ganz früh weg, da noch weiter gefachsimpelt und ausgetauscht wird. Aber dann geht erstmal über die Asfaltstrasse nach Dakar weiter. Diese wollte ich eigentlich bald verlassen, da ich viel Verkehr beführchtete, aber der stellte sich als nicht so stark heraus. Daher lies ich den Umweg über Touba aus, wo die grösste Moschee des Senegals stehen soll. Als ich gegen zwei Uhr noch schnell etwas im Restaurant zu Mittag essen will (für 700 CFA ganz günstig und gut, Fisch mit Reis und Gemüse), stehen da schon zwei Räder vor dem Restaurant. Ganz sicher kann ich die aber nicht einordnen, ob das wohl Einheimische sind, Packtaschen sind nicht dran, dafuer zwei abenteuerliche Rucksackgepäcklösungen. Im Restaurant stellt sich dann heraus, dass es Barbara und Ulrich, eine Deutsche und ein Franzose sind, die da unterwegs sind. Es ist immer wieder interessant, mit was für Ausrüstung die Leute unterwegs sind. Sie meinten ihre Raeder wären ihre Bahnhofsräder gewesen und sie wollten zwar durch Afrika, aber mit dem Rad ursprünglich nur durch Spanien. Mit ihrem Reisestil ist es aber auch unproblematischer, sie hatten heute gerade Mal 10 km gerollt, da kann man zwischendurch auch die Schwächen der Ausrüstung wegimprovisieren. Sie hatten eine interessante Alternative als Grenzübergang von Mauretanien in den Senegal gewäehlt, in der Michelinkarte sind da ja entlang des Flusses lauter Fahnen als Grenzposten eingezeichnet, anscheinend sind diese aber nicht besetzt, so dass sie eigentlich doch noch hintenrum nach Rosso kommen sollten. Ein Feiertag und ein kulanter Obergrenzchef haben das aber noch abgewendet. Nachdem die Mittagspause doch länger ausfiel, ging es am späten Nachmittag doch noch ein bisschen weiter. In Mekhe wollte ich von der grossen Hauptstrasse runter und nach Baba-Garage (cooler Name für einen Ort). Im Ort wurde mir schon angekündigt, dass das wohl nicht mehr geteert wäre, sondern Laterit. Für eine Piste war die Strasse aber sehr gut hergerichtet und so konnte ich noch recht gut vorankommen. Irgendwo in der Mitte wollte ich dann das Zelt aufstellen, d.h. in einem der vielen Dörfer fragen ob man sich dort platzieren dürfte. Allerdings hatte ich dann leider den Moment verpasst zu fragen, denn die letzten 10 km nach Baba-Garage kamen keine Doerfer mehr und es wurde dämrig. So musste ich in dem grösseren Ort nachfragen, was eigentlich unangenehm ist. Nach einigem Herumgereiche wurde ich dann aber an den Richtigen verwiesen, nach einer kurzen Wartezeit meinte er wir müssten kurz um die Ecke gehen. Ich hatte eigentlich in irgendeinem Garten schlafen wollen. Nach kurzem Sandgeschiebe standen wird dann vor einem dunklen Anwesen, das verlassen war. Die Schlösser wurden aufgesperrt und es entpuppte sich als Gästehaus für Ausländer, mit Dusche, WC und Bett mit Moskitonetz. Das war natürlich ein unerwarteter Luxus, für den aber auch ein bisschen was gezahlt werden durfte, der Preis war aber noch verhandelbar und lag damit auf dem Niveau des Campings in St. Louis.
Eine Horde Geier, man sieht nicht viele Tierkadaver, denn die Geier sind schnell, das Ausrupfen der Gedärme eines Esels erspare ich mir hier (der Esel war der Grund für die Versammlung)
Die Fahrt auf den Nebenstrassen gefällt mir abgesehen von dem langsameren Vorankommen ganz gut, da man irgendwie näher an Landschaft und Leuten ist, es sieht alles noch einfacher aus. Der Senegal in diesem Teil hat mehr eine offene Savannenlandschaft, die vor allem viehwirtschaftlich genutzt wird. Es sind also viele Ziegen und auch einige Kühe zu sehen, die hier die grossen Hörner haben. Im Gegensatz zu Mauretanien wird auch das Pferd wieder verstärkt als Zugtier eingesetzt. Die Baobabs sind um diese Zeit meist nicht mehr grün, aber so sehen sie eigentlich auch besser aus, da man damit die Struktur des Zweigwerks besser sieht.Bei den vielen Döfern am Wegrand muss man sich immer auf einiges Geschrei gefasst machen. Sobald das erste Kind einen gesehen hat, erfolgt ein Toubab-Schrei und die anderen werden aufmerksam, und setzen auch mit ein. Manche sagen auch nett einfach Bonjour. Leider aber gibt es auch Viele die auch nur Cadeau, oder Donnez moi (quelque chose, le velo, l'argent) sagen. Das ist in der Tat manchmal etwas nervig, aber ich ignoriere das, oder entgegne mit einer Negation. In den Dörfern kann man gut der landwirtschaftlichen Arbeit zuschauen, da werden Erdnüsse geschält, Hirse gestampft, Brennholz gesammelt etc. Die Machete ist ein quasi allgegenwärtiges Arbeitsinstrument, was schon etwas komisch anmutet, wenn man da all die mit der Machete ausgestatteten Leute die Strasse entlang gehen sieht.
Am nächsten Tag ging es auf der Nebenstrasse weiter Richtung Bambey und Fatdick. Leider wurde die Strasse wieder recht schlecht, d.h. sandig und wellblechig, das änderte sich erst auf dem Stück vor Fatdick, wo plötzlich Asfalt auftauchte. Hier muss man sich dann etwas durchfragen zur Fähre nach Foundiougne, und erntet die typischen Kommentare, dass man dort doch mit dem Rad gar nicht fahren kann, das wäre Piste. Das erinnert ein bisschen an die Andenpisten, wo man manchmal mit einem Ausdruck des Entsetzens mitgeteilt bekommt: "Pero es tierra", d.h. Erdpiste. Als Radler kann man aber auch die alte Schlaglochpiste gut benutzen, zudem wurde der Teer an manchen Stellen neu gemacht. Es ist wirklich lustig zu sehen, wie sich die Autos bei manchen Schlaglochpisten ganz an die Seite in den Randstreifen quetschen um auf Erde unterwegs zu sein und nicht auf dem Asfalt, so wird die Schlaglochstrasse gut konserviert und ist gut radelbar. An manchen Stellen ist es aber so, dass diese konservierten Stuecke nur wenige 100 m lang sind und dann wieder von Piste abgelöst werden, man erkennt dann nur am eventuell dunkleren Kies, dass dort mal Teer war.
Die Nacht wurde dann auf einem Campement Touristique verbracht, das eigentlich nicht für Zelte vorgesehen war, aber auch hier gab es mit etwas Geduld einen Spezialpreis.
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