Nachdem es in der Weihnachtsnacht spät wurde, ging auch am Tag danach nicht mehr viel. Bis am Nachmittag hatte ich mich aber so weit gesammelt, dass ich noch ein paar km nach Süden geradelt bin, die Gegend hier ist bewachsener, wenngleich mit Dünen und es gibt eigentlich immer irgendwo ein Haus oder Zelt, so das es nie einsam wird. Der Rückenwind macht das in den Abend radeln wieder angenehm. Nachdem die Gendarmerie auch hier meint, dass das Übernachten kein Problem ist (pour ici, aucun probleme, mais pour le Senegal on ne peut rien dire), verbringe ich wieder die Nacht en brousse. Beim Abbauen des Zeltes baue ich leider auch gleich noch meine Michelinkarte an (jetzt muss ich wohl heim, ich weiss ja nicht mehr wohin ich fahren soll). Aber das macht auch nicht so viel, da ja die unbekannten Wege auch oft interessant sind.
Eigentlich war mir von vielen abgeraten worden über Keur Massene zu fahren, wegen des Sandes, aber das betraf wohl einen Weg der schon weiter nördlich abgeht. Unterwegs hatte ich von Einheimischen erfahren, dass da wohl noch ein anderer Weg abgehen sollte, der nicht zu sandig sei, ich sollte mal die Gendarmen fragen. Allerdings kam da schon vor den Gendarmen ein Abzweig in passablem Zustand und mit grossem Schild zu einem Nationalpark. Nach ein paar Vergewisserungsfragen schlage ich die Piste ein, die im grossen und ganzen ordentlich war, zwar mit etwas Wellblech und manchmal leicht sandig aber immer fahrbar. In Keur Massene werde ich auch von einem Gendarmen aufgeklärt, dass die Strasse erst ein Jahr alt sei, daher ist sie noch in keiner Karte oder Fuehrer. Sie scheint wohl mit dem "Wasser fuer Nuakchott"-Projekt zusammenzuhängen, nahe Keur Massene ist die Zapfstelle aus dem Senegalfluss für die 200 km-Leitung, die gerade gebaut wird, bisher bezog Nuakchott das Wasser mit Tank-LKW über 70 km Entfernung (unglaublich, dass das die nächste Zapfstelle für diese Millionenstadt ist, war wohl eine Fehlplanung, die Stadt). Bis nach Nuakchott hatte man die Trasse verfolgen können, die meisten der Rohre sind aber schon verbuddelt, ein Teil liegt aber herum.Die neue Piste nach Diema
Führt durch leicht gewellte LandschaftVögel sind schwierig mit dem Photo festzuhalten, auf jeden Fall sind hier unglaublich viele verschiedene Vögel
Während der Polizeioffizier die Passdaten einträgt und den Stempel gibt, flimmern bei ihm ein paar Bilder der Stadt Kedougou über den Bildschirm. Dort scheint es einige Verwüstungen gegeben zu haben. Es braucht etwas, bis mir einfällt, dass die Stadt im Senegal liegt, daher frage ich den Polizisten noch, was es mit den Ereignissen für eine Bewandtniss hätte. Der meint, es sei kein Problem mehr dort, es gab wohl Demonstrationen und nachdem die wohl etwas ungeordnet verliefen hätte das Militaer geholt werden müssen, die haben geschossen und nun ist es ruhig, gab auch nur zwei Tote. Naja soviel zum ruhigen Senegal.Die restlichen 32 km sind zwar Teerstrasse, aber trotzdem etwas zäh, dafür ist die Landschaft weiter deutlich grüner und auch die Menschen sehen ganz anders aus als in Mauretanien. In St. Louis besorge ich mir noch vor dem Camping eine neue Kette. Obwohl ich eigentlich zur Zebrabar wollte, nehme ich doch den näher an der Stadt gelegenen Platz. Das ist tatsächlich gut, so kann man eher mal schnell in die Stadt düsen, in der ich noch einen Tag dran hänge. Der Camping ist nur 2 km weg und direkt am Meer. St. Louis gefällt mir richtig gut, die Insellage, die hübschen noch kolonialen Häuser, überall wird was geboten. Am Ankunftstag ist noch so ein islamisches Festival und am Tag drauf sind überall so politische Veranstalltungen, bei denen sich auch lauter Musikgruppen einfinden und die Würdenträger, sowie die fett aufgemachten Frauen zu sehen sind, wirklich spannend dem zu folgen. Ob ich heute abend noch zum öffentlichen Boxen gehe weiss ich noch nicht.
Der einzige weitere Camper (ein Deutscher Rentner) nervt etwas, ein etwas komischer Kauz, der aber zum Glück nicht weiter nach Süden will, irgendwo war ich dem schon begegnet. Er wird überall gnadenlos ausgenommen (Er hat wohl für die Fahrt von der Grenze den 10fachen Preis gezahlt) und klagt über Land und Leute.
Dafür treffe ich Jean-Luc und Gregor, die Meister des billigen Reisens wieder, diesmal bin ich aber günstiger untergekommen, die Stadt war wegen des Festivals ausgebucht.
Ein schweizer Paerchen, das nicht campt, sondern im zur Anlage gehörenden Hotel übernachtet leiht mir noch kurz die Michelinkarte, so dass ich mit ein paar Kopien wieder Ersatz habe.
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