Im Geiste fassen die meisten Fahrer die erste Nacht und den ersten Tag als ersten Tag zusammen, die ersten 6 Stunden rechtfertigen noch nicht von einem Tag zu reden.
Die Temperaturen am Pass waren eigentlich ganz ok, ich hatte bis vor Telouet nur meine einfachen Radhandschuhe (fingerfrei) und ganz dünne Fingerhandschuhe an. Diese dünnen Handschuhe waren eigentlich eher als Staubschutz, denn als Kälteschutz gedacht. Zudem hatte ich über dem Hemd noch das dünne Longsleve und die Hyper100 an. Damit war es leidlich warm, zumal ich unter meiner Trekkinghose noch eine kurze Polsterhose an hatte. Die Überschuhe wurden vor der Abfahrt am 1700er Pass angezogen und blieben die ganze Zeit drauf, das Gehen hatte sie allerdings so zerfetzt, dass sie nicht mehr gut hielten (passierte nach meiner Beobachtung bei recht vielen so), zum Glück billige Rose-Überschuhe. Erst nach Telouet wurde es richtig bitter kalt, so dass ich noch die Daunenjacke unter den Anorak anzog und noch zwei weitere Paar Handschuhe (Flauschfingerhandschuhe und wind/wasserdichte Überhandschuhe). Auch damit war es noch kalt, bzw. man musste die Zehen immer wieder bewegen, zumal es nach Anmiter erst einmal zackig einen Asfaltstrasse bergab ging. Der Singletrail durch Anmiter ging auch mit meiner Funzel gut und war nicht so lang und dann kam sowieso wieder ein mittellanger Anstieg. Jan war den Abschnitt im Dezember in Gegenrichtung gefahren und vermutete, dass man hier im Aufstieg schieben muss. Der Anstieg ging aber komplett zu fahren und auch die anschliessende Hochebene war iO. Nach ein paar weiteren Anhöhen dämmert es irgendwann auch und in der Morgensonne gibt es eine längere Abfahrt in ein Tal mit einer Ortschaft. Irgendwann quert man auch noch eine Teerstrasse, welche man zur Belohnung für ein paar Kilometer folgen darf. Am Morgen schaue ich mir meinen Problemschaltzug etwas genauer an und habe den Eindruck, dass ich da vielleicht etwas falsch eingestellt habe. In der Tat habe ich wohl das Schaltseil nicht korrekt in die Klemmschraube eingeführt und so fällt der Zug immer wieder aus der Führung. Nachdem das Problem erkannt ist, ist es schnell behoben und die Schaltung schaltet eigentlich den Rest der Tour gut, bis auf das tägliche festschrauben des Lenkerendschalthebels. Der geht auf Reibung, aber die Schraube löst sich immer wieder und zu fest schrauben blockiert den Schalter.
In Imassine hat es wieder Polizei. Zunächst will ich vom Track in Richtung Läden, aber die Polizei meint es kommen an der Strasse noch ein paar Shops. Fehlanzeige. Es kommen nur die eingezeichneten Cafes und die Tankstelle, welche ich ansteuere und ein beliebter Treffpunkt ist. Es stehen schon einige Räder rum. Ich glaube ich habe Tajine genommen. Enttäuscht war ich aber vom Shop, der kein echter Shop ist, aber es gibt westliche Schokoriegel, Cola und Pringles (letztere kaufe ich nicht). Hier muss man sich für die lange (92 km) versorgungsloste Strecke durch den Djebel Sarho verproviantieren. Entsprechend kommt mein kleiner Rucksack zum Einsatz, so dass ich mit insgesamt 5 l Getränk losrolle. Von einem Teilnehmer bekomme ich sogar noch seinen Rest Cola, da in die Halbliterflaschen nicht so viel reinpasst. An der Flussquerung holt mich Davide ein und fährt vor mir durch das Wasser. Das spritzt so sehr, dass ich die Schuhe lieber ausziehe und durchschiebe. Kurze Zeit später steht Davide am Wegrand und ist dabei seine Isomatte aufzupumpen, irgendwann holt einen die durchgemachte Nacht doch ein. Ich wäre gerne möglichst weit bei Tageslicht in den Djebel Sahro gekommen, aber es bleiben nur 2 Stunden Tageslicht, das langt leider nicht. Das Massiv ist eines meiner Lieblingsgegenden in Marokko, da landschaftlich sehr schön, u.a. Felsformationen. Anfangs geht es noch auf guten Pisten rein (etwas zigzag), später nehmen wir auch wenig befahrene Nebenpisten. Bei einer Schule geht dann langsam die Sonne unter. Der Mond steht aber schon parat und ich kann praktisch ohne Licht radeln. Immer noch sieht man vereinzelte Lichter, aber bei weitem nicht die Leuchterschlange vom Telouetpass. Zum Glück gehen die weniger befahrenen Pisten wieder in etwas besser befahrene Pisten über. Es folgt ein steiler Abstieg in ein Tal, bei dem sich der vor mir fahrende Teilnehmer einen Schlafplatz sucht. Und für mich ist es auch langsam Zeit, so gegen 21 Uhr. Nur folgen jetzt einige Häuser und so muss ich noch die nächste Steigung machen, bis ich mich neben die Piste legen kann. Es hat einigermassen Wind von Süden, aber keine so gut geschützten Plätze. Ein paar Steine müssen es bei mir richten und sonst bin ich ja im Biwaksack. Nachteil gegenüber dem Zelt ist, dass alle leichten Sachen, die man hier ablegt, vom Wind davongetragen werden können (Packsäcke, aber auch die Isomatte), also schnell in den Schlafsack und auf die Matte. Wecker wird auf 4 Uhr oder so gestellt, aber kurz davor wache ich auf. Gut 7 Stunden Standzeit ist recht luxuriös für ein solches Event, aber man muss ja noch eine durchgemachte Nacht reinholen.
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