Dienstag, 15. August 2023

AMR 2023 - Auf bekannten und unbekannten Wegen

Kaum 10 Minuten gefahren, bumpe ich in den ersten Fahrer. Es ist Pavel, der hier seinen Schlafplatz hatte und gerade auf sein Rad steigt. Wir fahren nun noch das ganze Tal in etwa gleich schnell aus. Dann geht es eine kleine Piste sehr steil links ab. Auch diese ist mir noch bekannt, damals aber im Hellen. Spannend ist der kleine Weiler, der auf einmal auftaucht, der ist abgelegen. Pavel und ich kommen in etwa gleich schnell den Berg rauf und gelangen zur LKW-Strasse. Das ist eine Piste, welche fast Asfaltmässig platt gewalzt ist und recht breit, wohl weil sie vor allem von Minen-LKW genutzt wird. Diese sind auch schon vor der Dämmerung unterwegs. Nun fahre ich Pavel voraus, die Piste kenne ich noch nicht, wir sind kurz nach dem auf die LKW-Piste-Kommen rechts abgebogen und hatten noch ein sehr schönes Flusstal, allerdings mit sehr schlechtem Belag (grober Flusskies und Steine) zu fahren. Heute geht es einfach über die gute Piste weiter. Da ich mich müde fühle lege ich mich, während es dämmert, noch einmal für eine Weile in den Strassengraben, auf der Isomatte sitzend, die Beine auf dem Rad abgelegt, ich will die Isomatte nicht noch mal aufpumpen. Das wird wohl eine Dreiviertel Stunde gewesen sein, ist ja egal, wenn jemand überholt. Trotzdem eigentlich eine Todsünde, vor allem bei so kurzen Tagen. Da sollte man versuchen während Tag nicht schlafen zu müssen.

Der kurze Schlaf war wohl angebracht, die Piste geht nun ziemlich steil runter, so dass Konzentration angesagt ist. Trotz Bremsen erreiche ich ziemlich Speed. Es geht noch einmal hoch, bevor wir dann endlich Richtung Haupttal fahren. Für die meisten Fahrer ist es ein ziemlich langer versorgungsfreier Abschnitt. Der einzige grössere Ort mit Läden wird auf der Route nämlich um 200 m umfahren. Dabei hat es in Afelah Ighir doch ein paar Läden. Ich fahre auch daran vorbei, aber dann die 300 m zurück und frühstücke in einem Cafe noch ein Thunfisch-Sandwich, auf Omelette hatte ich keine Lust. So gestärkt geht es Richtung Ait Mansour, eine Strecke die ich schon zwei Mal gefahren bin, 2009, als ich bis nach Mali kam (von Agadir, vgl. diesen Blog) und 2017, als wir in Agadir den Rückflug nahmen. Es ist eine sehr schöne Strecke, am Anfang am Hang entlang geführt und anschliessend richtig durch die Palmen. Zwischendurch überhole ich noch Lukas. Bis in Tafraoute, wo der nächste Checkpoint ist, bin ich dann wieder alleine. Es geht noch einmal über einen Pass, aber auf der Teerstrasse angenehm zu radeln. Vorbei geht es an der engen Kehrenkombination, wo ein zum Wohnmobil konvertierter Reisebus 2009 stecken geblieben war. Von 2017 weiss ich noch, wie herrlich die Abfahrt vom Pass ist. In einigen Kurven geht es runter in die Ebene von Tafraoute, wo einige schöne Gesteinsformationen stehen, u.a. als Bekannteste der Napoleon. In Tafraoute ist der letzte Checkpoint vor dem Ziel, CP3 genannt, ich komme gerade gegen 12.00 Mittag an. Für mich ist es der beste Checkpoint, in einem guten aber günstigen Hotel/Restaurant gelegen, das Rad kann an den Eingang gestellt werden und vor dem Eingang wird abgestempelt. Ich scheine nun sogar in den Top 20 zu liegen. Im Restaurant sitzt schon Pavel und lädt unglaubliche Mengen in sich. Als wenig später Lukas kommt, tut er es ihm gleich. Etwas fertig sehen wir da aus, gerade noch imstande das Essen hineinzuwürgen. Ich bestelle mir nur zwei Portionen Taccos, Tee und Avocadoshake. Eine Portion Tacco ist zum mitnehmen. Sonst wird noch schnell die Kette gefettet und das Angebot auf eine Dusche oder ein Zimmer ausgeschlagen. Die Bedienung ist sehr zuvorkommend, wie gesagt, der beste Checkpoint und das beste Restaurant unterwegs. Auch Luisa lässt sich blicken, sie muss in der Nacht vorbeigezogen sein, aber bezieht hier jetzt ein Zimmer. Sie klagt von einem Sturz an der Colonial Road, anscheinend hat sie in der Nacht einen Abstieg gemacht und dabei insbesondere eines ihrer Triathlonhörnchen verloren und Einschränkungen bei der Schaltung. Auch sonst ist sie gezeichnet, wie viele andere Fahrer. Viele haben aufgerissene Lippen. Ich bin sonst kein so konsequenter Anwender von Labellos, aber in dem Fall hatte ich versucht ihn möglichst oft anzuwenden. Auch die Hände, v.a. Finger wurden regelmässig gecremt und ich bin die meiste Zeit noch mit dünnen Handschuhen gefahren. Am Schluss habe ich nur leicht eingerissene Haut an den Fingernägeln, normal ist das schlimmer, auch im normalen Urlaub.





In Tafraoute verpasse ich dann noch einzukaufen, aber im nächsten im Roadbook eingezeichneten Ort als Supplypoint, hole ich das nach. Es geht nun wieder über einen Pass, aber alles Teer und von daher angenehm zu fahren. Diesen Abschnitt kenne ich immer noch von 2017 und auch die Abfahrt nach Tanalt. Vor der Abfahrt wird noch der Taco im Strassengraben verdrückt. Die Temperatur am Nachmittag ist wieder angenehm. Nun endlich kommt ein für mich neuer Abschnitt, es geht eher kleine Strassen entlang, die nur eine Fahrzeugbreite haben, aber meist betoniert sind. Die Landschaft hier ist wieder eindrücklich, gerade nach dem Anstieg geht es auf der anderen Seite ziemlich runter. Aus der Routenplanung weiss ich, dass wir fast bis auf 200 m runter müssen. Die Route schlängelt sich aber immer wieder oben entlang und verliert nur nach und nach Höhe. Zwischendurch kommt mir ein Bikepacker entgegen. Er macht die Route ohne Rennbedingung in der Gegenrichtung. Auf Instagramm hatte schon eine andere Radlerin die Route im Vorhinein gelobt, auch sie hatte den GPS-Track für ihre Radferien genommen. Als Nelson wissen wollte, wie sie ihn fand und ob sie bis zum Schluss gefahren ist, meinte sie, dass sie sich etwas mehr Zeit gelassen hat und nicht bis zum Ende kam. Scheint ihr aber sehr gefallen zu haben.









Im Tal geht dann nur eine kleine Piste von der Teerstrasse ab, die sich bald darauf zu einem Pfad verliert, der sich dann auch verliert. Dem Track folgend kommt man trotzdem an einen Weg, der den Hang hochgeht, eine alte nicht mehr befahrene Piste. Ich lasse das Fahren schnell bleiben und schiebe, ein bisschen Kraft muss man sparen, insbesondere, wenn der Weg mit Steinen bedeckt ist. Es geht eine Weile auf dem schlechten Weg nach oben, bis er wieder befahren ist und ich aufs Rad steige. Es ist nun schon Abend und ich wieder im Stress noch Strecke vor der Dunkelheit zu machen, eigentlich gehe ich davon aus, noch einiges an Höhenmeter machen zu müssen, doch da scheine ich im Roadbook nicht alles korrekt notiert zu haben. Noch im Hellen wird die nächste Teerstrasse erreicht, von der es nur einen kurzen unlogischen Abstecher in ein Dorf gibt. Sidi Abdallah ist dann die Hoffnung für das Abendessen, hier liegt auch mein Höhenmeterfehler, ich hatte den Ort fast auf 1000 m eingetragen, aber er liegt so auf 700 m. Im Dunklen wird Sidi Abdalah erreicht, ein Restaurant ist aber noch offen, so dass es ein Abendessen gibt. Während es zubereitet wird kaufe ich noch ein, schliesslich wird Ait Baha relativ spät erreicht und dann kommt nicht mehr viel Gelegenheit zum Einkaufen. Bis Ait Baha ist noch ein Teil der Strecke Off-Road und da muss ziemlich genau auf den Track geschaut werden, teils geht es einen sehr schmalen Pfad runter, dafür rollt es sich danach gut auf dem Teer nach Ait Baha, wo ich keinen weiteren Stopp mache, sondern auf die Hauptstrasse einbiege, die gleich darauf verlassen wird. Es steht bald das ausgemachte Sandstück an. Auch wenn Nelson beim Briefing meinte, dass da kein Sand wie in den letzten Jahren kommt, gescoutet hatte nicht er, sondern ein marokanischer Radler, der meinte, dass die Strecke da unkompliziert sei. Auf Satellitenbildern sieht es jedoch sehr klar nach Sand aus (Minidünen). Vorher müssen aber noch ein paar kleine Täler durchfahren werden, was auch nachts ganz passabel geht. Der Mond scheint wieder prächtig und ich bin gespannt auf den Sand. Allerdings merke ich, dass ich langsam müde werde. Dass ich nun bis ins Ziel durchfahren kann, nachdem ich heute schon früh aufgestanden bin, scheint mir angesichts über 300 km nicht plausibel. Und so entscheide ich mich, ein paar Kilometer vor dem Sandabschnitt noch einen kurzen Schlaf einzulegen, es ist schon nach Mitternacht. Ich schiebe etwas abseits des Track, damit nicht alle Nachtradler direkt an mir vorbeikommen. Unterlage ausrollen, Matte aufpumpen und in den Schlafsack. Wecker stelle ich recht früh, gut 2 Stunden Schlaf will ich mir nur gönnen.





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