Dienstag, 27. Januar 2009

Auf dem Zahnfleisch nach Bamako

Niederguinea ist erst einmal nicht so bergig
Eine genaue Theorie habe ich leider noch nicht,
wie diese Gebilde zustande kommen
Sinnvolles Zeichen, hier sind in der Tat trotz starken Windes einige Radfahrer unterwegs
Am nächsten Morgen geht es etwas später los, ich möchte ja den Hotelpreis doch nochmals gerne nachverhandeln, ich hatte mich ja schon über die deutliche Abweichung zum LP-Preis gewundert, der bei 20000 GF lag, war aber nach zwei Wochen ohne Dusche über die sauberen Zimmer und eine echte Dusche mit laufendem Wasser beeindruckt gewesen.
Leider geht die Verhandlung nicht mit den Angestellten, sondern ich soll auf den Chef warten. Als der aber nicht kommt möchte ich dann doch mal langsam gehen, als ich schon zähneknirschend zahlen will, ruft eine Angestellte den Chef noch am Handy an. Er geht ohne grosse Verhandlung recht schnell auf 40000 GF runter, das passt also prima, scheint also der Normalpreis zu sein.
So geht es nach einigen Besorgungen aus der Stadt raus nach Norden. Heute blässt mir erwartungsgemäss ein stärkerer Gegenwind entgegen, das ist der gleiche Wind der mich auch von Marokko bis nach Senegal hinuntergepustet hat. Dennoch komme ich heute ganz gut vorwärts, auch weil recht viele andere Radler unterwegs sind, mit denen oder gegen die man fahren kann. Nach gut 50 km wird dann der Niger erreicht und überbrückt. Hier ist recht viel los, alle sind am Wäsche waschen. Die Strecke entlang des Nigers ist dann auch recht nett zu fahren, da viel Grünes herumsteht und man den Leuten gut die bei der Feldarbeit zuschauen kann.
Der Niger in der Trockenzeit, wie überall wird der Fluss zum waschen genutzt
Das Nigertal ist dann auch intensiver genutzt
Aus den letzten Pfützen werden die Fische geholt
Noch einmal am Nigerufer
Brandrodung überlebt
Mein Etappenziel nach 130 km, Siguiri, erreiche ich noch deutlich vor dem Dunkel werden und finde auch gleich das im LP empfohlene Hotel. Leider, wie sich herausstellt. Neben dem Hotel Tamtam hätte ich durchaus noch hübschere Hotels gefunden, die wohl neu sind und daher noch nicht im Reiseführer beschrieben waren. Dafür kann ich ein Zimmer für 40000 GF nehmen, das hat allerdings noch nicht mal ein Moskitonetz, so dass meines mal wieder zum Einsatz kommt. Im LP ist beschrieben, dass man im Hotel gut essen kann, die Preise sind allerdings gesalzen und so leiste ich mir für 24000 GF mein teuerstes Essen in Guinea, Steak mit Pommes. Etwas müde nach der ordentlichen Etappe lege ich mich ins Bett.
Am nächsten Morgen dann das böse Erwachen, ich fühle mich irgendwie sehr schlecht, Gliederschmerzen überall und ein Magen der am Rebellieren ist. Ein übler Geruch von faulen Eiern steigt aus der Magengrube auf. Ich bleibe noch etwas liegen und entscheide recht schnell für mich, dass ich die Piste entlang des Nigers knicken kann. Diese wollte ich statt der Teerstrasse eigentlich nehmen, aber bei den Gliederschmerzen dürfte jede Unebenheit ungut sein.
Ich setze mir als Tagesziel zumindest über die Grenze zu kommen, das sind so ca. 80 km. Also auf in den sicheren Mali. Das ist heute ein ganz zäher Tag. Nach den Besorgungen in Siguiri und einem Tausch der GF in CFA geht es los, mit minimalem Kraftaufwand, irgendwie bin ich heute wohl nur auf 20 %. Schon nach 6 km gibt es die erste Pause und ich lege mich in den Strassengraben. Mit der Zeit kann ich die Abstände zwischen den Liegepausen aber etwas ausdehnen, trotzdem gehen die Kilometer heute nur sehr langsam vorüber. Ich hangle mich von Strich zu Strich der Strassenbegrenzung. Zum Glück ist heute eh fast nichts zu sehen, es bläst ein ordentlicher Gegenwind und der Harmattan lässt fast keine Sicht zu (visibilite nul). Jetzt weiss ich auch warum der Reiseführer vom Besuch der Gegenden (Mauretanien, Mali etc) in den Monaten ab Januar abrät, es ist alles milchig und man sieht nicht viel weiter als 500 m, landschaftlich also wenig lohnend.
Irgendwie geht der Tag aber doch vorüber und ich komme endlich nach Kouremalé, der Grenzstadt. Am Ortseingang ist eine Polizeisperre, dort werde ich nach meinem Pass gefragt. Nachdem der Polizist die Daten abgeschreiben hat gibt es einen Stempel in den Pass. Ich wundere mich und frage ob das schon der Ausreisestempel sei und bekome ein Ja als Antwort. Nanu das ging aber schnell. Jetzt geht es durch den eigentlichen Ort in Guinea, dann kommt die Grenze und der malische Teil der Stadt. Erst danach ist dann auch die Grenzabfertigung. Auch diese geht relativ unkompliziert, der Beamte muss zwar ein extra Fiche ausfuellen aber bei mir wird noch nicht einmal der Versuch gemacht Geld zu verlangen. Das ist wirklich erstaunlich, da der Mali für Bestechung ja bekannt ist. Zudem haben eigentlich alle Afrikaner, denen ich gerade zugeschaut habe einen Betrag abgedrückt. Meist meckern die Beamten wegen des Impfpasses, der von mir noch nicht einmal verlangt wird.
Ich fahre danach nur noch ein wenig weiter um nicht zu sehr in Grenznähe zu übernachten. Bei dem Dorf Komakara schaue ich mal in die Karte und sehe, dass wohl die naechsten 20 km nicht viel Ort kommen wird. Da es schon 18.00 ist, frage ich ein paar Leute am Ortsrand wie es denn mit einer Übernachtung aussähe. Nachdem noch der Gemeindesekretaer herbeigezogen wurde wird mir ein Platz im Touristencamp angeboten. Das ist mal wieder eine Überaschung, dass so ein Ort so etwas hat. Das Camp ist als solches auch nicht angeschrieben. Da es erst im letzten Jahr gebaut wurde, ist das Zimmer sehr sauber und die spartanische Einrichtung neu. Man kann sagen es ist die sauberste Unterkunft meiner Reise. Die 1000 CFA die dafür verlangt werden, bin ich gerne bereit zu zahlen.
Eigentlich wollte ich mir am Abend eine Bouillon und einen Tee machen um meinen Magen der immer noch üble Gerueche von sich gibt, zu beruhigen. Aber obwohl ich den Tag nichts gegessen habe und auch nur wenig getrunken habe, schlafe ich vor einer Kocheraktion ein. Die 12 Stunden Schlaf tun mir sehr gut, so dass ich am nächsten Morgen nach einem Topf Tee, zwar etwas schwach, aber ohne Gliederschmerzen losfahren kann. Das Ziel heute ist auch das Ende der Radtour, Bamako. Da ich zwar noch knapp 5 Tage dort habe, will ich von dort aus nicht noch eine grössere Tour machen um nicht beim Rucktransport nach Bamako den Flieger zu verpassen.
Im Gegensatz zum Vortag ist heute eine recht gute Sicht, das vermindert zwar den Gegenwind nicht, aber macht das Radeln doch kurzweiliger, da die Landschaft heute wirklich grossartig wird.
Danke EU, für die erstklassige Teerstrasse hier, vielleicht könnt ihr in der Schweiz auch mal was sponsorn? Der Winter ist hart.

Die Mandingueberge sind da!
Eine traumhafte Gegend und so einfach zu erreichen
keine 50 km von Bamako
Auch Kletterer haben ihre Freude hier
Dafür sind hier auch mal wieder Touristen zu sehen
bei den Bilderbuchdörfern kein Wunder
wunderschöner Ausklang für das Radeln
Die Strecke ist zunächst leicht wellig bis dann zum ersten Mal beim Ort Tabou auch schöne Felsformationen auftauchen. Die Mandingueberge sind in der Tat sehr hübsch, teilweise mit eindrucksvollen Felsnadeln und auch die Vegetation mit vielen Bäumen sorgt für Abwechslung. In Sibi dem Hauptort hier ist gerade Markt und daher unglaublich viel los. Hier gibt es auch zum ersten Mal einen richtigen Touriflash. Das will nicht heissen, dass hier wahnsinnig viele Touristen sind, aber die paar Autos mit ihnen die hin und wieder zu sehen sind lassen mich erst bemerken wie anders Guinea war, wo ich nur 2 Touristen getroffen habe.
In Sibi ist gerade Markt und daher sehr viel los,
das freut die Taxifahrer (im Mali sind statt der Peugeots auch viele Mercedesbusse unterwegs)
Das Ziel in Reichweite
Der Tacho ist auf 6000 gesprungen, das darf festgehalten werden (die erste Etappe hat er allerdings noch nicht funktioniert, weil nicht drangebaut)
Die Strecke bis Bamako schaffe ich heute mit Flüssignahrung, alle 20 km gibt es eine kleine Coke. Bamako ist dann auch schneller da, als ich dachte. Aber das ist ja immer so, da die km-Steine sich nicht immer auf den Ortsrand beziehen. Es dauert daher noch eine Weile bis ich in Zentrumsnähe komme. Die Strasse ist nun deutlich mühsamer, da viele Bodenwellen und Schlaglöcher vorkommen und auch der Verkehr erfordert ein recht aufmerksames Fahren. Doch irgendwie schaffe ich es zur neuen Nigerbrücke und bin dann am anderen Flussufer. Im Internet habe ich in einem Forum als Übernachtungstip die Herberge Djamilla bekommen und mir die Koordinaten notiert. Ohne weitere Details fahre ich daher nach der Brückenüberquerung nach dem GPS. Nach einigen Abzweigungen befinde ich mich schon recht nah. Das Viertel ist allerdings etwas unübersichtlich und sehr kleingliedrig. Daher frage ich schon mal nach wo die Herberge ist. Der Gefragte will allerdings zwei Euro für das Führen haben, weil es sei ja noch "un peu loin" zur Herberge sei. Nanu, habe ich die falschen Koordinaten, nach einem Blick ins GPS entgegne ich, dass 80 m nicht sehr weit seien und fahre einfach ein paar Ecken weiter. Immer noch kein Schild für die Herberge. Aber ich muss jetzt auf unter 20 m dran sein, daher frage ich nochmal, auf welcher Strassenseite die Herberge ist, ich stehe nun nämlich tatsächlich schon davor. Niko, der mit Fanny die Herberge betreibt führt mich schnell durch die Herberge und ich schlage mein Zelt auf dem Dach auf. Dann gibt es die erste warme Dusche seit ich weiss gar nicht mehr seit wann (seit zu Hause?). In der Herberge sind natürlich viele andere Reisende und so vergeht der erste Abend recht schnell. Ich schliesse mich noch einer Schweizer Runde für das Abendessen an und komme erst nach Mitternacht zum schlafen.
Geschafft, das Reiseziel ist da: Bamako
Radweg mit deutschem Radwegschild (Hauptnutzer: Mofas)
Der Niger von der saudischen Brücke
Fischer auf dem Niger
Schöner exklusiver Zeltplatz auf dem Dach, mit Schatten und Hängematte

Montag, 26. Januar 2009

Schaf im Wolfspelz

Auf der Piste von Nzerekore nach Kankan
geht es durch das Bergland.
Die nächsten Tage sollte es nun bis Kankan auf einer nicht gerade beliebten Piste weitergehen. Ich hatte schon vorher im Internet und auch in Gesprächen mitbekommen, dass die Strecke wohl eine etwas üble Piste sein sollte. Auch unterwegs hörte ich immer wie "mauvaise" die Piste sei oder noch sein werde. Insbesondere in Beyla wurde da der Teufel an die Wand gemalt. Nicht einmal Taxis würden dort fahren, nur recht selten an Markttagen ein LKW, der dann über einen Tag von Beyla nach Kankan brauche und 80000 GF kosten sollte. Vor allem hinter Konsankoro sollte es ganz übel werden. Es versprach also eine gute Radpiste zu werden, da ich bisher meistens viel Spass mit den von Autofahrern gefürchteten Strecken hatte.
Boola in Sicht
Die Moschee sieht interessant aus
Im Gegensatz zum Fouta ist es hier flach
und trotzdem bergig (aber weniger die Piste)
In der Gegend scheint dieser Blumenschmuck verbreitet zu sein, meist hat nur ein Haus im Dorf diesen.
In Boola, einer Sousprefecture mit hübscher Moschee, besorge ich mir mal bei einer Apotheke noch ein paar Vitamintabletten, nachdem ich die letzten Tage manchmal den Eindruck hatte nicht mehr richtig Vollgas geben zu können, wenn ich wollte. Und daher auch ein paar Tage eher ruhig anging. In der Tat scheint das etwas gebracht zu haben, da ich dieses Gefühl die nächsten Tage erst einmal nicht mehr hatte.
Sogar noch schöner als Boola war denn Beyla gelegen, inmitten grüner Huegel. Hier wollte ich mich eigentlich noch einmal gut eindecken, aber das Angebot ist leider auch nicht grösser als in den Sousprefectures. Also geht es weiter durch schöne Baumsavanne, wo nun auch wieder einmal Kühe auftauchen, die scheine ich die letzten Tage nicht gesehen zu haben.
Nach einer kleinen Absenz gibt es wieder Kühe
Ein echtes Chameleon auf der Strasse,
es bewegt sich sehr eigentümlich vor, immer erst wippend bis nach ein paar Sekunden der Schritt gemacht wird
So braucht es für die restlichen 2-3 m an den Strassenrand
fast 3 Minuten
In Beyla, der Stadt mit den grünen Hügeln
Hinter Beyla taucht dann sogar ein neuer Flughafen auf, man könnte ihn fast einen internationalen Flughafen nennen. Der Hintergrund ist die Societé, auf die ich am Vortag schon einige Mal getroffen war. Bei Gesprächen mit einem Fahrer der Firma erfuhr ich, dass am heutigen Tag ein Flug von Conakry reinkäme und dann nach Bamako rausginge. Die ausländischen Experten scheinen eher in den grossen Städten stationiert zu sein. Und in der Tat steht ein recht grosses Geschäftsflugzeug auf dem Rollfeld, ein Zubringerbus kommt gerade noch herbei gebraust und keine 4 km weiter sehe ich dann wie das Flugzeug aufsteigt und davonfliegt.
Die ominöse Societé ist die grosse Minenfirma Rio Tinto, die hier wohl ein sehr grosses Projekt laufen hat. Sie sind hier schon seit 1997 am Erschliessen und Explorieren, was mich verwundert. Nach der Zeit könnte man ja auch mal abbauen. Aber anscheinend wird das hier relativ sauber durchgezogen, mit Untersuchungen zu den Auswirkungen des Bergbaus auf die Region, auf das Klima und die Landschaft und die verschiedenen Stoffkreislaeufe. Auch Ersatzmassnahmen werden schon in die Wege geleitet, wie ich an den zahlreichen Hinweisschildern am Wegrand zu diversen Aufforstungsflaechen sehen kann. In vielen Orten steht zudem ein Briefkasten der Firma, in den die Bevölkerung ihre Post an die Firma loswerden kann. Die eigentlichen Campements habe ich aber nicht zu Gesicht bekommen, die liegen abseits der Strasse und scheinen nicht zu klein zu sein, wenn man den Verkehr betrachtet, der hier ausschliesslich aus den Firmenjeeps besteht. Das Abbauprodukt wird wohl Eisen sein, das dereinst mit einer noch zu bauenden Bahn abtransportiert werden soll, auch kein kleines Projekt, die alte Linie müsste ja komplett neu gebaut und deutlich verlängert werden.
Die Firma ist hier also der wichtigste Wirtschaftsfaktor und gibt wohl auch einige Arbeit, ausserdem soll sie die Strasse in Schuss halten, wie mir in Beyla erzählt wird.
In der ersten Sousprefecture nach Beyla in Gnonsamoridou wird noch ein bisschen Brot eingekauft. Dabei treffe ich noch auf einen Regierungsangestellten, der hier die Bevölkerungsstatistik aktualisieren soll und so kommen wir ein bisschen in Gespräch über Demographie und dergleichen. Er ist hier schon seit ein paar Monaten, also pas tres loin. Ich scheue mich zwar normalerweise das zu sagen, was ich jetzt höre, denke aber im Grunde sehr aehnlich. Nur ist das Thema sehr delikat, so dass man da schnell an den Falschen gelangen kann. Der Statistiker beklagt das Bevölkerungswachstum, das so gross ist, dass sie hier schon alle 5 Jahre den Zensus neu machen müsssen. Und die Probleme im Land würden durch die vielen Kinder nicht einfacher. Er hat zwar eine recht einfach gestrickte Begründung für das Wachstum, die Männer hier sind alle arbeitslos und wüssten mit ihrer Zeit also nichts anderes anzufangen als Kinder zu produzieren. Gegen dieses Bevölkerungswachstum werden zwar Aufklärungskampagnen geführt. Diese scheinen allerdings keine Spuren zu hinterlassen.
Für mich stellt sich hier wirklich die Frage, ob man das Problem nicht zu sehr vernachlässigt. Im ganzen Land wird einem immer recht gut die Bevölkerungspyramide vorAugen gehalten, es gibt immer wahnsinnig viele Kinder in den Dörfern, einige Erwachsene und nur wenige Alte.
Kein Wunder, dass vom Regenwald nichts mehr bleibt, wenn das Wachstum so bleibt und die vielen Kinder dann auch einmal so viele Kinder haben, wird die Nahrungsmittelversorgung noch viel prekärer. Wo die Leute dann Arbeit finden wollen und wie die Schulversorgung gewährleistet wird ist dann auch fraglich.
Dorf hinter Beyla
Was die Kuh mit den Hörnern angestellt hat?
Es gibt doch mal einen kleinen Pass
Vielleicht mögen die PKW-Fahrer ja so etwas nicht
Es geht flach weiter mit Bergland im Hintergrund
Hier ist gerade Markt
Nach dem Ort ging es dann endlich über den in der topografischen Karte ersichtlichen Pass, der sich aber als recht niedrig herausstellte. Dafuer kommt man recht nah an die bis 1500 m aufsteigende Bergkette heran, man durchfährt sie ja. So geht es dann auf der anderen Seite auch wirklich schön entlang der Berge bis nach Bofodougou, wo ich einmal wieder um eine Übernachtung im Dorf bitte. Diesmal wird mir sogar eine traditionelle Rundhütte angeboten. Die Nacht im Bett kann ich gut geniessen. Allerdings ist der Abend wieder vor grossem Publikum. Meinen letzten Couscous (noch aus Marokko) mache ich mir mit Milch und Bananen, was eine super Abwechslung ist. Leider hustet das halbe Dorf immer reihum in mein Essen, die kühlen Nächte führen hier wohl zu zahlreichen Erkältungen. Der etwas klebrige Sohn des Dorfchefs versteht es auch nicht ganz die Privatsphäre zu schützen. Als ich in der Rundhütte mein Bett bereite und schlafen will, steht noch immer eine grosse Kinderschar in der Hütte. Immerhin kommen meine Datteln bei den Bewohnern gut an.
Nachdem ich meine Adresse dem Sohn des Dorfchefs hinterlassen habe, wahrscheinlich habe ich bald 20 Guineaner vor der Haustüre, kann ich am nächsten Tag recht zügig losfahren. Die Landschaft bleibt grossartig, eventuell sieht es ja in Ostafrika (dort war ich zwar noch nicht) auch so aus? In Konsankoro, wo die Strasse ja schlechter werden soll kommt mir dann aber sogar ein normales Buschtaxi entgegen, das spricht für eine doch nicht so schlimme Strecke. In der Tat ist die Strecke nicht übler als über den Pass am Vortag.
Schattenspender im Dorf
Die Strecke war wohl vor Jahren sogar im Programm einer Agentur
so dass hier auch grössere Radlergruppen durch sind
verständlich, bei der Landschaft
Die Lage im Land hat in den letzten Jahren verhindert, dass weitere solche Touren gemacht werden
Ein 1113 oder 911, der LKW hat einen guten Tag von Kankan (175 km) gebraucht, in der Tat recht langsam
Langsam muss ich mich vom Bergland verabschieden, es geht nach Niederguinea
Erntezeit, es wird gedroschen
In Kerouane darf ich denn gleich zwei Mal den Pass zeigen, einmal am Posten am Ortseingang, an dem ich zunächst vorbeifahre und dann doch fragend stehen bleibe. Weiterfahren hätte mir das erspart, und dann werde ich noch von einem Polizisten ins Commissariat gewunken, wo der Chef mich sehen will. Sogar die Handschuhe müssen zur Begrüssung ausgezogen werden, dafür pinselt er aber auch zuerst mein Malivisum ab, erst am Schluss findet er das Guineavisum. Am Ortsausgang von Kerouane stelle ich dann fest, dass mein Reifen doch nicht mehr sehr viel Luft hat, daher kommt beim publikumsbegleiteten Wechsel ein neuer geflickter Schlauch rein. Dieser zeigt aber nach 20 km wieder Schwächen, so dass ich an einem Bach eine kleine Flickaktion mache. Wider Erwarten haben die Platten nichts miteinander zu tun, der erste Platten war wohl eine Überlastung des Schlauches, der an einer Naht aufgeplatzt ist, der zweite Platten ist durch ein kleines Loch am Rande eines Flickens hervorgerufen.
Reparatur vor Publikum
So stellt man sich Savanne vor,
leider wird überall brandgerodet
Damit die Reparaturen fortgesetzt werden, verabschiedet sich bei mir auch noch die Bastellösung für die Schaltung. So fahre ich mit immer weniger Gängen bis Komodou, wo ich dann die neue Schaltkabelhülle einsetze. Am Reparaturstand, wo ich eine Zange ausleihe (dafür soll ich einfach einen Beitrag meiner Meinung zahlen, das ist mal das Gegenteil von Handeln, und man möchte ja auch nicht zu wenig zahlen) bekomme ich auch gleich eine Übernachtungsmöglichkeit angeboten, so dass ich nicht zum Chef du Village muss. Das ist in der Tat gar nicht schlecht, da so das grosse Gedränge entfällt. Die Familie, die mir ein Bett gibt ist wirklich nett und angenehm und ich kann noch bis spät in die Nacht diskutieren. Auch hier klagt man ein bisschen über die Situation, die Sousprefecture scheint noch nicht einmal einen Handyempfang zu haben und auch die Strassenverbindung ist nicht die Beste. Dafür soll der Rest bis Kankan aber nicht mehr so schlimm sein. Da frage ich mich schon, wo jetzt das schlimme Strassenstück gewesen sein soll. In Kerouane war mir ja sogar erzählt worden, die Strasse nach Beyla wäre in so schlechtem Zustand, weil die Societé sie so exzessiv nutzt.
Kakteen als Zaun
Heute lässt es sich ordentlich heizen auf der Piste
Bald heisst es Abschied nehmen von den Rundhüttendörfern
und der Savannenlandschaft, in wenigen Tagen bin ich in Bamako
zur Abwechslung mal ein Fahrradtaxi?
Das restliche Stück nach Kankan war dann in der Tat sehr angenehm zu fahren, teilweise mit Schlaglochslalom und schönen Bodenwellen, wahrscheinlich mögen die Autofahrer die weniger. Das bestärkt aber meine Ansicht, dass von Autofahrern gehasste Pisten für Radler ideal sind, Slalom ist abwechslungsreich und diese langen Bodenwellen lustig zu fahren.
In Kankan war ich dann so rechtzeitig, dass ich am Nachmittag noch in der Stadt Einiges erledigen konnte. Im Internetcafe sehe ich sogar einen Europäer, es ist Günter, der Österreicher, den ich schon in Labe getroffen habe. Er ist hier schon ein paar Tage, die Stadt ist ja auch wirklich nett. Es stellt sich heraus, dass wir im gleichen Hotel sind, der katholischen Mission, nur er zahlt statt 60000 GF nur 40000 GF, da hab ich natürlich vergessen zu verhandeln, so ein Mist.
Dafür gibt es in der Stadt einen libanesischen Supermarkt, doch bei den Preisen schlage ich mir an den Kopf und laufe lachend heraus, irgendwo gibt es auch Grenzen. Leider scheint der Libanese ein ziemlicher Monopolist zu sein, weder Thunfisch, noch Marmelade bekomme ich anderswo, soviel zur Versorgung in Kankan. Aber was soll man auch von der zweitgrössten Stadt des Landes erwarten, wenn hier seit 5 Jahren noch nicht einmal mehr öffentlicher Strom bereitgestellt wird. Wer Strom braucht muss sich selbst einen Generator beschaffen.
Günter hat mir noch von einem Erlebnis auf seiner Strecke erzählt. An einem Abend wurde er beim Bereiten des Schlafplatzes von Dorfbewohnern ins Dorf gebeten, da an eben der Stelle am Vortag ein Auto überfallen worden wäre. Das scheint ihn etwas nachdenklich gemacht zu haben und er ist froh bald im Mali zu sein. Das Ganze spielte sich an der Hauptstrasse zwischen Mamou und Dalaba ab.
Kankan kündigt sich an
es geht über den Fluss Milo
in der Stadt
Kleiner Mofaladen
ein paar Räder als Gegengewicht, mein Rad ist allerdings eher so teuer, wie ein Mofa
Markthalle von Kankan
Und hier der Fischmarkt
Moschee von Kankan im Hintergrund